500. Reformationsjubilaeum Luther 2017: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ausgewählte [[Serien zur Erfurter Stadt- und Kulturgeschichte|Beiträge]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (2015)'''
[[Datei:Luther.2017.jpg|180px|rechts]]'''Die Lutherstadt Erfurt hatte zum 500. Reformationsjubiläum 2017 historisch viel zu bieten.'''




'''Lutherstadt und Reformationsort'''
Erfurt blickt auf eine große '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Stadtgeschichte]]''' zurück, deren bekannteste Persönlichkeit '''[[Martin Luther]]''' ist. Es ist die Stadt des Studenten und Magisters, des jungen Mönches und Theologen. Ohne den jungen Erfurter Luther wäre der Wittenberger Reformator nicht denkbar. In der weitgehend erhaltenen Altstadt kann man in die Zeit Luthers abtauchen. Das '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''' war einst Hauptsitz der Universität, an der "Martinus Ludher ex Mansfeldt" von 1501 bis 1505 studierte und lehrte. Die älteste Universität im heutigen Deutschland galt als eine der renommiertesten Europas. Quartier bezog Luther in der nahen '''[[Georgenburse Erfurt|Georgenburse]]'''. Nach dem Abschluss als Magister Artium 1505 begann er das Studium der Juristerei. Dieses fand bald nach dem '''[[Lutherstein Stotternheim|Stotternheimer Gewittererlebnis]]''' mit dem Eintritt ins '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' ein Ende. Dort machte Luther sich bis 1511 auf die Suche nach seinem gnädigen Gott, die in die reformatorischen Grundüberzeugungen mündete. Auch zahlreiche '''[[500. Reformationsjubilaeum 2017 Kirchen|Kirchen]]''' gelten als Luther- und Reformationsstätten; hinzu kommt eine Reihe von '''[[500. Reformationsjubilaeum 2017 Denkmale|Denkmalen]]'''.


Auf dem Weg zu LUTHER 2017 (1): Erfurt muss sich beim 500. Reformationsjubiläum mit starker Konkurrenz messen
Während im Collegium maius heute das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ansässig ist und die Georgenburse eine Pilgerherberge mit kleiner Ausstellung beherbergt, besitzt besonders das Augustinerkloster als Tagungs- und Begegnungsstätte hohe kulturell-touristische Bedeutung. Das Flaggschiff der Lutherstadt Erfurt bietet Führungen und die Dauerausstellung "Bibel – Kloster – Luther". Die Stadt hat sich ebenfalls mit einigen Veranstaltungen dem Jubiläum gewidmet. Ihr Hauptbeitrag, die Sonderausstellung '''[[Barfuss_ins_Himmelreich_Luther_Erfurt|Barfuss ins Himmelreich?]]''' im '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', war allerdings gestalterisch sehr umstritten. Überhaupt galt das Jubiläumsprogramm, auch gemessen an früheren Anlässen wie der '''[[Luther Ehrung Erfurt 1983|Lutherehrung 1983]]''', seitens der kommunalen Kulturverwaltung als weniger ambitioniert. Impulse kamen so eher von anderer Seite. Die Erinnerungslandschaft dauerhaft bereicherte auf Initiative des '''[[Rotary Club Erfurt|Rotary Clubs Erfurt]]''' eine Bronzefigur Martin Luthers am Rathaus. Das traditionelle ökumenische "Martini" am 10. November fungierte als Abschlussveranstaltung des Jubiläums im Freistaat Thüringen, die Evangelische Kirche veranstaltete im Mai ihren regionalen "Kirchentag auf dem Weg" unter dem Motto "Licht auf Luther".  


('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')


[[Datei:Luther.2017.jpg|400px|rechts]]Erfurt besitzt eine große Geschichte. Deren bekannteste Persönlichkeit ist Martin Luther. Keine andere Stadt außer Wittenberg weißt eine vergleichbare Bedeutung für die Biographie des Reformators auf. Die einstige Mittelaltermetropole ist die Stadt des Studenten und Magisters, des jungen Mönches und Priesters. Luther selbst umschrieb es so: „Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke.“ Hier erfolgte mit dem Eintritt ins Augustinerkloster 1505 die entscheidende biographische Zäsur. Kurz gesagt, ohne den jungen Erfurter Luther wäre der Wittenberger Reformator nicht denkbar. Aber auch beim Reformationsgeschehen selbst hat Erfurt mehrfach eine wichtige Rolle gespielt. 


Dessen war man sich weit über die Stadtgrenzen hinaus immer bewusst. Letzter Höhepunkt einer intensiven Erinnerungskultur war die Luther-Ehrung 1983 aus Anlass des 500. Geburtstages, mit der die DDR den Reformator als ihr Erbe reklamieren wollte. Das Portal von Luthers Universität, des Collegium maius‘, und dessen „Studentenwohnheim“, die Georgenburse, wurden rekonstruiert. Nachhaltigster Ertrag war der Ausbau des Augustinerklosters zur Tagungs- und Begegnungsstätte der Evangelischen Kirche.  Zwei Ausstellungen sorgten für weltweite Aufmerksamkeit: „Erfurt – Luther – Dialoge“ in der Kunsthalle und die Zentrale Ausstellung der Evangelischen Kirche „Martin Luther – Leben und Werk“ im Predigerkloster. Der Sechste Internationale Kongress für Lutherforschung war nur eine von mehreren hochkarätigen Veranstaltungen. 1983 konnte die Lutherstadt ihr Profil auf Augenhöhe mit Wittenberg und der Wartburg deutlich schärfen.
Siehe auch: '''[[Martin Luther|Luther und Erfurt]]''', Leporello zu '''[[Lutherstadt Erfurt]]''', Kurzfilm zu '''[http://www.youtube.com/watch?v=piUDRwZTYZI Luther und Erfurt]'''
 
Wie sieht es nun mit den Vorbereitungen für das 500. Reformationsjubiläum aus? Es wird 2017 drei Nationale Sonderausstellungen auf der Wartburg („Luther und die Deutschen“), in Wittenberg („Weltausstellung Reformation“) und Berlin („Der Luthereffekt“) geben. Vielerorts wird kräftig investiert. Wittenberg scheint seit Jahren eine einzige Baustelle, Eisleben und Mansfeld leisteten sich neue Museen, in Eisenach wurde das Lutherhaus komplett erneuert. Wird Erfurt gegen diese starke Konkurrenz das 1983 erreichte Niveau halten können? Bei den Nationalen Sonderausstellungen und spektakulären Großveranstaltungen ist man jedenfalls nicht mehr dabei. Die Landeshauptstadt selbst hat sich, wohl in erster Linie aus finanziellen Gründen, gegen ein ambitioniertes Jubiläumsprogramm entschieden. Wie werden sich unter diesen eher bescheidenen Umständen die wichtigen Lutherstätten und Museen präsentieren? Welche Ausstellungen und Veranstaltungen sind geplant? Hierauf möchte die neue TA-Serie erste Antworten suchen.
 
 
Siehe auch: '''[[Martin Luther|Lutherstadt Erfurt]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''

Aktuelle Version vom 8. Juni 2024, 11:42 Uhr

500. Reformationsjubiläum 2017

Luther.2017.jpg

Die Lutherstadt Erfurt hatte zum 500. Reformationsjubiläum 2017 historisch viel zu bieten.


Erfurt blickt auf eine große Stadtgeschichte zurück, deren bekannteste Persönlichkeit Martin Luther ist. Es ist die Stadt des Studenten und Magisters, des jungen Mönches und Theologen. Ohne den jungen Erfurter Luther wäre der Wittenberger Reformator nicht denkbar. In der weitgehend erhaltenen Altstadt kann man in die Zeit Luthers abtauchen. Das Collegium maius war einst Hauptsitz der Universität, an der "Martinus Ludher ex Mansfeldt" von 1501 bis 1505 studierte und lehrte. Die älteste Universität im heutigen Deutschland galt als eine der renommiertesten Europas. Quartier bezog Luther in der nahen Georgenburse. Nach dem Abschluss als Magister Artium 1505 begann er das Studium der Juristerei. Dieses fand bald nach dem Stotternheimer Gewittererlebnis mit dem Eintritt ins Augustinerkloster ein Ende. Dort machte Luther sich bis 1511 auf die Suche nach seinem gnädigen Gott, die in die reformatorischen Grundüberzeugungen mündete. Auch zahlreiche Kirchen gelten als Luther- und Reformationsstätten; hinzu kommt eine Reihe von Denkmalen.

Während im Collegium maius heute das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ansässig ist und die Georgenburse eine Pilgerherberge mit kleiner Ausstellung beherbergt, besitzt besonders das Augustinerkloster als Tagungs- und Begegnungsstätte hohe kulturell-touristische Bedeutung. Das Flaggschiff der Lutherstadt Erfurt bietet Führungen und die Dauerausstellung "Bibel – Kloster – Luther". Die Stadt hat sich ebenfalls mit einigen Veranstaltungen dem Jubiläum gewidmet. Ihr Hauptbeitrag, die Sonderausstellung Barfuss ins Himmelreich? im Stadtmuseum Erfurt, war allerdings gestalterisch sehr umstritten. Überhaupt galt das Jubiläumsprogramm, auch gemessen an früheren Anlässen wie der Lutherehrung 1983, seitens der kommunalen Kulturverwaltung als weniger ambitioniert. Impulse kamen so eher von anderer Seite. Die Erinnerungslandschaft dauerhaft bereicherte auf Initiative des Rotary Clubs Erfurt eine Bronzefigur Martin Luthers am Rathaus. Das traditionelle ökumenische "Martini" am 10. November fungierte als Abschlussveranstaltung des Jubiläums im Freistaat Thüringen, die Evangelische Kirche veranstaltete im Mai ihren regionalen "Kirchentag auf dem Weg" unter dem Motto "Licht auf Luther".

(Dr. Steffen Raßloff)


Siehe auch: Luther und Erfurt, Leporello zu Lutherstadt Erfurt, Kurzfilm zu Luther und Erfurt