Forsthaus Willrode

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Forsthaus Willrode

Das Forsthaus Willrode südöstlich von Erfurt blickt auf eine lange Geschichte zurück, die in einer historischen Ausstellung anschaulich nachvollziehbar ist.


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Der Gebäudekomplex des Forsthauses Willrode blickt auf eine lange Geschichte zurück. Eine vermutlich slawische Siedlung entstand als Rodungsdorf des Mainzer Erzbischofs im 11. Jh. Das landwirtschaftliche Rittergut gehörte als Mainzer Lehen zunächst den Grafen von Gleichen. 1290 erwarben es die Augustinerinnen des Erfurter Neuwerksklosters. Trotz Mauer, Wall und Graben im Stile einer kleinen Wasserburg kam es mehrfach zu Verwüstungen, etwa im Thüringer Grafenkrieg 1342-1346 und im Sächsischen Bruderkrieg 1446–1451.

1450 fiel das Gut an das Erfurter Patriziergeschlecht Hildebrand, das sich fortan von Willrode nannte. 1573 übernahm der Rat der autonomen Quasi-Reichsstadt Erfurt den Besitz vor ihren Toren, wobei eine Stiftung den Nachkommen derer von Willrode bis 1940 Zinseinkünfte sicherte. Allmählich rückte die Forstwirtschaft in den Vordergrund, wofür der Stadtrat 1622 den Bürger Veit Bormann zum „Forstmeister“ bestellte.

Nach der Unterwerfung Erfurts 1664 kam der siegreiche Landesherr, der Erzbischof von Mainz, in den Besitz Willrodes. Dieses wurde neben der forstwirtschaftlichen Nutzung zum barocken Jagdschloss ausgebaut, mit dem Namen wie der Statthalter Carl Theodor von Dalberg und Johann Wolfgang von Goethe verbunden sind. Von 1803 bis 1945 folgte – mit kurzer Unterbrechung durch die „Franzosenzeit“ unter Napoleon 1806-1814 – auf Kurmainz als neuer Landesherr Preußen, das in Willrode eine Oberförsterei unterhielt.

Nach 1945 gehörte das Forstgut zunächst dem Land Thüringen. Mit der Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurde es dem Staatsforstbetrieb Weimar zugeordnet. Zunächst bildete Willrode noch ein eigenständiges Forstrevier, nach dem Tode des letzten Försters Quednau 1963 setzte jedoch ein erheblicher Verfall ein. Mit der friedlichen Revolution und Wiedervereinigung 1989/90 begann die Renaissance Willrodes. Der 1992 gegründete Förderverein und das Forstamt leiteten erste Erhaltungsmaßnahmen ein, 2001 startete die Generalsanierung. 2009 zog das staatliche Forstamt Erfurt-Willrode ein.

Seit 2017 kann die lange und wechselhafte Geschichte des Forsthauses Willrode in einer historischen Ausstellung im Obergeschoss der Kapelle anschaulich nachvollzogen werden. Sie wurde von Ulrich Spannaus vom Erfurter Artus.Atelier unter wissenschaftlicher Beratung durch Dr. Steffen Raßloff gestaltet. Die Schau ist zu besonderen Anlässen dank des Fördervereins zugänglich. (Bild: Jürgen Valdeig, im Vordergrund die vermutlich vor 1500 im nachempfundenen romanischen Stil errichtete Kapelle)

(Dr. Steffen Raßloff)


Siehe auch: Förderverein Forsthaus, Forstamt Erfurt-Willrode, Lapidarium, Willrode als Ausflugsziel, Geschichte der Stadt Erfurt