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Otto von Guericke

Ingenieur, Forscher, Baumeister
geboren am 20.11.1602 in Magdeburg
gestorben am 11.05.1686 in Hamburg

Otto von Guericke

Otto Gericke wurde als Kind von Anna von Zweydorff aus Braunschweig und Hans Gericke geboren. Die Ahnenlinie Otto Gerickes lässt sich in Magdeburg bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. In ihr sind Ratsverwandte der bedeutendsten Patrizierfamilien Magdeburgs zu finden.

Nach seiner Ausbildung, vorwiegend durch Privatlehrer, sollte Otto Gericke in die Laufbahn seiner Vorfahren treten, die im Rat ihre Dienste taten. zum Sommersemester 1617 schrieb er sich als 15jähriger an der Artistenfakultät der Universität Leipzig ein. Die Artistenfakultät bereitete die Studenten auf ein Studium an den drei hohen Fakultäten, der juristischen, medizinischen und theologischen vor.

Der Dreißigjährige Krieg breitete sich zunehmend aus. Deshalb wurde Gericke 1620 an die Universität Helmstedt geschickt, wo er ein Fachstudium an der juristischen Fakultät begann und es nach kurzer Zeit wegen des Todes seines Vaters abbrach. Mit einem Stipendium von der Familie ging er 1621 zum Jurastudium nach Jena. Hier blieb er zwei Jahre und erhielt seine grundlegende juristische Ausbildung. Auf Anraten seines Stiefvaters und des Jenaer Lehrers Burchard studierte er im Sommersemester 1623 an der juristischen Fakultät der Universität Leiden. Er lernte in diesen zwei glücklichen Jahren aber auch fremde Sprachen, Festungsbau, Astronomie, Geometrie und mechanische Künste.

Mit 23 Jahren, am 18. September 1626, ehelichte Otto Gericke in erster Ehe Margaretha Alemann. Ebenfalls 1626 begann Otto Gericke seine Tätigkeit im Rat als Bauherr. Diese Aufgabe füllte ihn während des Krieges aus.

1631 belagerten die Kaiserlichen Truppen wiederum Magdeburg. Gericke wurde zum Schutzherrn. Der Rat übertrug ihm die Verantwortung für Vorrat und Befestigung. Am 10. Mai drangen die Kaiserlichen unter Pappenheim am Neuen Werk (Fischufer) in die Stadt ein und öffneten das Tor zur Hohen Pforte von innen. Eine furchtbare Plünderung, Brandschatzung und Verwüstung der Stadt begann. Auch der Schutzherr Otto Gericke und seine Familie gerieten in Gefangenschaft. Er konnte sich und seine Familie freikaufen und ging nach Braunschweig. Auf Empfehlung des Herzogs Wilhelm von Weimar erhält er im Heer von König Gustav Adolf eine Anstellung als Generalquartiermeister und Ingenieur.

Am 23. November 1631 besichtigt er mit König Gustav Adolf in Erfurt die Stadtbefestigung. Gustav Adolf betraute ihn u.a. mit dem Ausbau der Cyriaksburg. Die Ausführung erfolgte durch den Erfurter Baumeister Caspar Vogel. Gericke geht nach dem 17. Februar 1632 zurück nach Magdeburg.

1632 verließen die kaiserlichen Truppen auf schwedischem Druck die Stadt Magdeburg. Nun konnte der Wiederaufbau der Stadt beginnen. Um ihn planmäßig zu vollziehen schlug der neu berufene Magdeburger Rat vor, einen maßstäblichen Stadtplan zu erstellen. Dazu wurde der Militäringenieur Otto Gericke angefordert. Er fertigte den Grundriss der Stadt auf Grund seiner Kenntnisse aus dem Studium in Leiden schnell und gründlich an.

Am 24. Juli 1636 wurde Otto Gericke durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. zum Ingenieur der Festung Magdeburg bestellt. 1641 übernahm der Ratsherr Otto Gericke die Stadtkämmerei. Die finanziell geschwächte Stadt aufzurichten, war das Anliegen des neuen Kämmerers. Dabei kamen ihm auch seine juristischen Fähigkeiten zu gute. Durch seine Mitwirkung an der Erstellung neuer Ordnungen, wie Brand-, Kirchen-, Schul-, Gerichts- und Stadtordnungen sollte das städtische Leben wieder angeregt und auch erneuert werden.

Von 1642 bis 1646 blieb Otto Gericke besoldeter Ingenieur in sächsischen Diensten, unter dem Kommandanten Trandorff, der eine harte Besatzung führte. Die sich reichsfrei wähnende Stadt versuchte, sich gegen das die Wirtschaft ruinierende Regime Trandorffs zu wehren. Boten mit Gesuchen an den sächsischen Kurfürsten nach Dresden wurden abgefangen oder sogar getötet. So war der Rat auf der Suche nach einer Person, die trotz aller Hindernisse vom Kurfürsten angehört werden mußte. Der Rat entschied sich für Otto Gericke, denn er stand in Diensten des sächsischen Kurfürsten und war einem Offizier in Besoldung und Ansehen gleichgestellt. Als ehemaliger Ingenieur in schwedischen Diensten hatte er gute Beziehungen zu den Schweden, deren Truppen auf dem Weg nach Dresden anzutreffen waren. Er wurde nach 1642 bewußt ausgewählter Abgesandter der Alten Stadt Magdeburg. Gericke wehrte sich zwar zunächst gegen diese Aufgabe, erkannte aber bald, daß nur er in der Lage war, bis zum Kurfürsten in Dresden vorzudringen. Seine erste Mission nach Dresden vom 16. September 1642 bis 10. Oktober 1642 war vielversprechend, so daß Trandorff unter Druck geriet. Gericke selbst war unantastbar. Trandorff traktierte aber seine ratsverwandte Familie. Es folgten drei weitere Missionen nach Dresden.

Gericke erhielt als Belohnung für seinen Erfolg die gut dotierte Stelle (200 Thaler pro Jahr) des 4. Bürgermeisters (1646) und entwickelte sich zu einem Abgesandten, dem Außenminister der Alten Stadt Magdeburg, für deren Reichsfreiheit er kämpfte. 16 weitere diplomatische Abschickungen folgten. Er schaffte es, als nicht akkreditierter Diplomat und Vertreter der Stadt Magdeburg, auf den Reichstagen gehört zu werden und wesentliche Linien seiner Politik durchzusetzen.

Am 31. Januar 1665 stellte Otto Gericke auf der Grundlage eines für die Alemanns ausgestellten Adelsbriefes den Antrag auf Nobilitation. In seinem Gesuch forderte er auch die Festschreibung aller für die Familie erkämpften Rechte, das Aussehen des Familienwappens und die Änderung der Schreibweise seines Familiennamens in Otto von Guericke. Letzteres vor allem aus dem Grund, da sein Name auch von Ausländern richtig ausgesprochen werden sollte. Französisch war schon damals die Sprache der Diplomaten und nur mit dem hinter dem Buchstaben G eingeführten u wurde sein Familienname in der französischen genau so wie in der deutschen Sprache ausgesprochen. Am 4. Januar 1666 erhielt er den Adelsbrief und seine Familie durfte sich nun von Guericke nennen.

1681 kehrt Guericke der Stadt Magdeburg den Rücken und zieht mit seiner jüngeren Frau Dorothea nach Hamburg. Im Hause seines Sohnes Otto verbrachte er im Kreise der Seinen wohlversorgt die letzten fünf Jahre seines Lebens.

Otto von Guericke starb am 11. Mai 1686, 55 Jahre nach der Zerstörung Magdeburgs, im Alter von 84 Jahren. Am 17. Mai 1686 beantragte Otto von Guericke jun. beim Kanzler des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin einen Leichenpaß zur Überführung der Gebeine seines Vaters nach Magdeburg. Drei Tage später benachrichtigte er den Rat zu Magdeburg über den Tod seines Vaters und bat um Beisetzung in aller Stille mit den erforderlichen Ehren. Aber die Beisetzungsfeierlichkeiten fanden schon am 21. Mai 1686, 7.00 Uhr abends in der St. Nicolaikirche in Hamburg statt. Der Prunk, mit dem Guericke zu Grabe getragen wurde, sollte der Wertschätzung Ausdruck geben, die der Kurfürst, der Senat und die Bürgerschaft Hamburgs den großen Verdiensten des Verstorbenen entgegenbrachten. Am 22. Mai 1686 trat der Sarg mit den Gebeinen Otto von Guerickes seine letzte große Reise per Schiff auf der Elbe an. Am 2. Juli 1686 läuteten in Magdeburg alle Glocken, während sich der Leichenzug von der Großen Münzstraße zur Ulrichskirche und zur Beisetzung in das Erbbegräbnis der Alemann-Guerickeschen Gruft zur Johanneskirche bewegte.