Museum Neue Muehle Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:ValdeigNeueMühle.JPG|400px|right]]Heutzutage sind die Erneuerbaren Energien in aller Munde. Mit Sonne, Wind und Wasser soll der Raubbau an der Natur überflüssig gemacht werden. Zumindest in dieser Hinsicht waren unsere Vorfahren im Mittelalter schon einmal sehr viel weiter. Ein Großteil der Energie für die Erfurter Wirtschaft kam über Jahrhunderte aus ca. 60 umweltfreundlichen Mühlen. Dabei dominierten angesichts der Gera mit ihren vielen Flussarmen die Wassermühlen. Dies spiegelt sich sogar in der Sage wider, dass ein Müller Erph oder Erpho Namensgeber der Stadt sein soll. An dieses wichtige Kapitel Erfurter Wirtschafts- und Technikgeschichte erinnerte das Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke. Es ist neben der Heiligen Mühle der Familie Naue im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt und damit ein herausragendes technisches Denkmal.  
[[Datei:ValdeigNeueMuehle.JPG|410px|right]]Heutzutage sind die Erneuerbaren Energien in aller Munde. Mit Sonne, Wind und Wasser soll der Raubbau an der Natur überflüssig gemacht werden. Zumindest in dieser Hinsicht waren unsere Vorfahren im Mittelalter schon einmal sehr viel weiter. Ein Großteil der Energie für die Erfurter Wirtschaft kam aus ca. 60 umweltfreundlichen Wassermühlen an der Gera mit ihren vielen Flussarmen. Dies spiegelt sich sogar in der Sage wider, dass ein Müller Erph Namensgeber der Stadt sein soll. An dieses wichtige Kapitel Wirtschafts- und Technikgeschichte erinnerte das Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke (Bild: Jürgen Valdeig). Es ist neben der Heiligen Mühle der Familie Naue im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt und damit ein herausragendes technisches Denkmal.  


Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle.  
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle.  


Auf die Schließung 1982 durch den letzten Müllermeister Heinrich Gruhn folgte am 30. Oktober 1992 die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnte sowohl originale Technik, als auch eine Ausstellung zur allgemeinen Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten akkurate Information und Mühlenromantik pur. Viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen brachten Leben in das historische Gemäuer. Wesentlicher Initiator war neben Stadtmuseums-Direktor Hardy Eidam und dessen Mitarbeitern der 1992 gegründete Förderverein Stadtmuseum Erfurt. Er hat sich in vielfältiger Weise eingebracht, Fördergelder gesammelt, selbst Hand angelegt und am fachlichen Profil gefeilt. Ein Höhepunkt war die Sanierung des über 100 Jahre alten Mühlrades 2006, mit dessen Hilfe die Mühle sogar sauberen Strom erzeugte. Hierum hat sich insbesondere der langjährige Vereinsvorsitzende Otto Ronneberger verdient gemacht. Ein langer Sanierungsstau durch die Stadt gipfelte jedoch in der Schließung der Mühle 2016. 2023 erklärte Kulturdezernent Dr. Tobias Knoblich, eine Sanierung gehöre nicht zu den kulturpolitischen "Prioritäten". Damit wollen sich der Förderverein des Stadtmuseums und viele kulturell engagierte Erfurter nicht abfinden, zumal der Mittelaltermetropole so einer der beliebtesten kulturell-touristischen Erinnerungsorte in bester Altstadtlage verloren ginge - und zugleich ein kleines Stück Energiewende. (Bild: Jürgen Valdeig)
Auf die Schließung 1982 durch Müllermeister Heinrich Gruhn folgte am 30. Oktober 1992 die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnten Originaltechnik und eine Ausstellung zur Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten Information und Mühlenromantik. Veranstaltungen, Sonderausstellungen und das Mühlencafe brachten Leben in das historische Gemäuer. Initiator war neben Stadtmuseums-Direktor Hardy Eidam und dessen Mitarbeitern der 1992 gegründete Förderverein Stadtmuseum Erfurt. Er hat Gelder gesammelt, Hand angelegt und am fachlichen Profil mitgefeilt. Höhepunkte waren der Einbau einer Stromerzeugungsanlage 1996, die gläserne Schaufront 1999 und die Sanierung des über 100 Jahre alten Mühlrades 2006. Ein langer Sanierungsstau gipfelte jedoch in der Schließung der Mühle 2016. Damit finden sich der Förderverein und viele Erfurter jedoch nicht ab, da der Mittelaltermetropole so einer der wichtigsten Erinnerungsorte verloren ginge - und zugleich ein Stück Energiewende. Auf Antrag der CDU-Fraktion hat der Stadtrat deshalb am 13.12.2023 den Oberbürgermeister mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes zur Wiederzugänglichmachung der Neuen Mühle beauftragt.
 
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Siehe auch: '''[[Museen in Erfurt]]''', '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', '''[[Heiligen Mühle]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''
Siehe auch: '''[[Museen in Erfurt]]''', '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', '''[[Heiligen Mühle]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Mittelaltermetropole Erfurt]]'''




'''Thüringer Allgemeine vom 26.09.2023''' (zum Lesen anklicken)
'''Thüringer Allgemeine vom 26.09.2023''' (zum Lesen anklicken)


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Version vom 24. März 2024, 09:50 Uhr

Museum Neue Mühle

Das Museum Neue Mühle ist die letzte funktionsfähige Mühle der Erfurter Altstadt. Wegen ausstehender Sanierung durch die Stadt ist das beliebte Technische Denkmal jedoch seit 2016 geschlossen.


ValdeigNeueMuehle.JPG

Heutzutage sind die Erneuerbaren Energien in aller Munde. Mit Sonne, Wind und Wasser soll der Raubbau an der Natur überflüssig gemacht werden. Zumindest in dieser Hinsicht waren unsere Vorfahren im Mittelalter schon einmal sehr viel weiter. Ein Großteil der Energie für die Erfurter Wirtschaft kam aus ca. 60 umweltfreundlichen Wassermühlen an der Gera mit ihren vielen Flussarmen. Dies spiegelt sich sogar in der Sage wider, dass ein Müller Erph Namensgeber der Stadt sein soll. An dieses wichtige Kapitel Wirtschafts- und Technikgeschichte erinnerte das Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke (Bild: Jürgen Valdeig). Es ist neben der Heiligen Mühle der Familie Naue im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt und damit ein herausragendes technisches Denkmal.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle.

Auf die Schließung 1982 durch Müllermeister Heinrich Gruhn folgte am 30. Oktober 1992 die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnten Originaltechnik und eine Ausstellung zur Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten Information und Mühlenromantik. Veranstaltungen, Sonderausstellungen und das Mühlencafe brachten Leben in das historische Gemäuer. Initiator war neben Stadtmuseums-Direktor Hardy Eidam und dessen Mitarbeitern der 1992 gegründete Förderverein Stadtmuseum Erfurt. Er hat Gelder gesammelt, Hand angelegt und am fachlichen Profil mitgefeilt. Höhepunkte waren der Einbau einer Stromerzeugungsanlage 1996, die gläserne Schaufront 1999 und die Sanierung des über 100 Jahre alten Mühlrades 2006. Ein langer Sanierungsstau gipfelte jedoch in der Schließung der Mühle 2016. Damit finden sich der Förderverein und viele Erfurter jedoch nicht ab, da der Mittelaltermetropole so einer der wichtigsten Erinnerungsorte verloren ginge - und zugleich ein Stück Energiewende. Auf Antrag der CDU-Fraktion hat der Stadtrat deshalb am 13.12.2023 den Oberbürgermeister mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes zur Wiederzugänglichmachung der Neuen Mühle beauftragt.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Die Erfurter Museen. Kulturgeschichte im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik. In: Stadt und Geschichte 18 (2003). S. 24 f.


Siehe auch: Museen in Erfurt, Stadtmuseum Erfurt, Heiligen Mühle, Geschichte der Stadt Erfurt, Mittelaltermetropole Erfurt


Thüringer Allgemeine vom 26.09.2023 (zum Lesen anklicken)

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