Ludwig Compenius: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Kupferhammermühle.jpg|400px|right]]Etwas versteckt in der Markgrafengasse neben der heutigen Thüringer Staatskanzlei erinnert eine Gedenktafel an Ludwig Compenius (1603-1671). Sie verrät, dass in dem erst vor einigen Jahren sanierten Barockgebäude „der Orgelbaumeister Ludwig Compenius von 1652 bis 1671“ wohnte und arbeitete. Bei Musikfreunden ruft der Name sofort ein anerkennendes Raunen hervor, genießen Orgeln Marke Compenius doch einen hervorragenden Ruf. Mehrere Generationen der Orgelbauerfamilie hinterließen im mitteldeutschen Raum ihre wohlklingenden Spuren. In Erfurt profitierten besonders die Prediger- und Michaeliskirche von dem prominenten Instrumentenbauer.  
[[Datei:Compenius2.jpg|350px|right]][[Datei:Compenius3.jpg|350px|right]]Etwas versteckt in der Markgrafengasse neben der heutigen Thüringer Staatskanzlei erinnert eine Gedenktafel an Ludwig Compenius (1603-1671). Sie verrät, dass in der Nähe des erst vor einigen Jahren sanierten Barockgebäudes „der Orgelbaumeister Ludwig Compenius von 1652 bis 1671“ wohnte und arbeitete. Bei Musikfreunden ruft der Name sofort ein anerkennendes Raunen hervor, genießen Orgeln Marke Compenius doch einen hervorragenden Ruf. Mehrere Generationen der Orgelbauerfamilie hinterließen im mitteldeutschen Raum ihre wohlklingenden Spuren. In Erfurt profitierten besonders die Prediger- und Michaeliskirche von dem prominenten Instrumentenbauer.  


Die Familientradition setzt in Erfurt 1576 mit Heinrich Compenius ein, dem Großvater von Ludwig Compenius. Er kam als renommierter Orgelbauer aus Eisleben nach Erfurt, wo er bereits zuvor an der Predigerkirche tätig gewesen war. Von seinen Söhnen taten sich Esaias und Heinrich Compenius jr. als Orgelbauer hervor. Letzterer war in Halle tätig, wo auch sein Sohn Ludwig 1603 geboren wurde. Die Familientradition fortsetzend, war Ludwig Compenius zunächst am Naumburger Dom als angestellter Orgelmacher tätig. Ein Schlaglicht auf die Persönlichkeit des begabten Instrumentenbauers wirft die überlieferte Geldstrafe des Domkapitels von 1635 für eine „doppelte Schwängerung“. Ende der 1640er Jahre zog der mittlerweile wohl gesetztere Familienvater nach Erfurt. Ab 1653 ist er als Bürger und Biereige mit Braurecht in der Markgrafengasse nachweisbar.     
Die Familientradition setzt in Erfurt 1576 mit Heinrich Compenius ein, dem Großvater von Ludwig Compenius. Er kam als renommierter Orgelbauer aus Eisleben nach Erfurt, wo er bereits zuvor an der Predigerkirche tätig gewesen war. Von seinen Söhnen taten sich Esaias und Heinrich Compenius jr. als Orgelbauer hervor. Letzterer war in Halle tätig, wo auch sein Sohn Ludwig 1603 geboren wurde. Die Familientradition fortsetzend, war Ludwig Compenius zunächst am Naumburger Dom als angestellter Orgelmacher tätig. Ein Schlaglicht auf die Persönlichkeit des begabten Instrumentenbauers wirft die überlieferte Geldstrafe des Domkapitels von 1635 für eine „doppelte Schwängerung“. Ende der 1640er Jahre zog der mittlerweile wohl gesetztere Familienvater nach Erfurt. Ab 1653 ist er als Bürger und Biereige mit Braurecht in der Markgrafengasse nachweisbar, allerdings laut Forschungen von Dr. Ilsabe Schalldach im Gasthof "Zum grünen Schild" nördlich des heutigen Standortes der Gedenktafel.     
    
    
In Erfurt wirkte Compenius nun als selbstständiger Orgelbauer, der lukrative Aufträge für Kirchenorgeln von Kassel bis  Altenburg erhielt. Eines seiner Hauptwerke ist die prächtige Barockorgel in der Erfurter Predigerkirche von 1649. 2012 widmete die im vergangenen Jahr verstorbene verdienstvolle Musikforscherin Helga Brück gemeinsam mit Gerhard Aumüller und Ernst Bittcher dieser Orgel einen Aufsatz in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. Dort wird sie als „ein ganz besonders herausragendes Instrument der thüringischen Orgellandschaft“ gewürdigt. 1978 wurde die Orgel von der Potsdamer Firma Schuke umfassend rekonstruiert. So beeindruckt bis heute der typische Compenius-Klang, der die Vorstellungen Johann Sebastian Bachs wesentlich beeinflusst haben soll. Auch die Michaeliskirche verfügt über eine 1652 eingebaute Compenius-Orgel, die nach mehrfachen Umbauten und Reparaturen zur Jahrtausendwende noch einmal aufwändig rekonstruiert wurde. Erfurt besitzt damit zwei besondere Denkmale der Musikgeschichte, die wie ihr Schöpfer noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.
In Erfurt wirkte Compenius nun als selbstständiger Orgelbauer, der lukrative Aufträge für Kirchenorgeln von Kassel bis  Altenburg erhielt. Eines seiner Hauptwerke ist die prächtige Barockorgel in der Erfurter Predigerkirche von 1649. 2012 widmete die im vergangenen Jahr verstorbene verdienstvolle Musikforscherin Helga Brück gemeinsam mit Gerhard Aumüller und Ernst Bittcher dieser Orgel einen Aufsatz in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. Dort wird sie als „ein ganz besonders herausragendes Instrument der thüringischen Orgellandschaft“ gewürdigt. 1978 wurde die Orgel von der Potsdamer Firma Schuke umfassend rekonstruiert. So beeindruckt bis heute der typische Compenius-Klang, der die Vorstellungen Johann Sebastian Bachs wesentlich beeinflusst haben soll. Auch die Michaeliskirche verfügt über eine 1652 eingebaute Compenius-Orgel, die nach mehrfachen Umbauten und Reparaturen zur Jahrtausendwende noch einmal aufwändig rekonstruiert wurde. Erfurt besitzt damit zwei besondere Denkmale der Musikgeschichte, die wie ihr Schöpfer noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. (Fotos: Alexander Raßloff)




Literaturtipp:
'''Lesetipp:'''


'''Steffen Raßloff: [[100 Denkmale in Erfurt|100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten]].''' Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Gerhard Aumüller/Helga Brück/Ernst Bittcher: '''Die Compenius-Orgel der Predigerkirche in Erfurt. Die Familie Cumpenius/Compenius und der mitteldeutsche Orgelbau im 17. Jahrhundert.''' In: '''[[Publikationen_des_Erfurter_Geschichtsvereins|Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt]]''' 73 (2012). S. 185-207.  




Sie auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Johann_Sebastian_Bach|Bach und Erfurt]]'''
Sie auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Johann_Sebastian_Bach|Bach und Erfurt]]''', '''[[Michaeliskirche]]'''

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 13:15 Uhr

Ludwig Compenius

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (25.01.2014)


Berühmter Orgelbauer

DENKMALE IN ERFURT (134): Ludwig Compenius schuf großartige Instrumente in der Prediger- und Michaeliskirche.


Compenius2.jpg
Compenius3.jpg

Etwas versteckt in der Markgrafengasse neben der heutigen Thüringer Staatskanzlei erinnert eine Gedenktafel an Ludwig Compenius (1603-1671). Sie verrät, dass in der Nähe des erst vor einigen Jahren sanierten Barockgebäudes „der Orgelbaumeister Ludwig Compenius von 1652 bis 1671“ wohnte und arbeitete. Bei Musikfreunden ruft der Name sofort ein anerkennendes Raunen hervor, genießen Orgeln Marke Compenius doch einen hervorragenden Ruf. Mehrere Generationen der Orgelbauerfamilie hinterließen im mitteldeutschen Raum ihre wohlklingenden Spuren. In Erfurt profitierten besonders die Prediger- und Michaeliskirche von dem prominenten Instrumentenbauer.

Die Familientradition setzt in Erfurt 1576 mit Heinrich Compenius ein, dem Großvater von Ludwig Compenius. Er kam als renommierter Orgelbauer aus Eisleben nach Erfurt, wo er bereits zuvor an der Predigerkirche tätig gewesen war. Von seinen Söhnen taten sich Esaias und Heinrich Compenius jr. als Orgelbauer hervor. Letzterer war in Halle tätig, wo auch sein Sohn Ludwig 1603 geboren wurde. Die Familientradition fortsetzend, war Ludwig Compenius zunächst am Naumburger Dom als angestellter Orgelmacher tätig. Ein Schlaglicht auf die Persönlichkeit des begabten Instrumentenbauers wirft die überlieferte Geldstrafe des Domkapitels von 1635 für eine „doppelte Schwängerung“. Ende der 1640er Jahre zog der mittlerweile wohl gesetztere Familienvater nach Erfurt. Ab 1653 ist er als Bürger und Biereige mit Braurecht in der Markgrafengasse nachweisbar, allerdings laut Forschungen von Dr. Ilsabe Schalldach im Gasthof "Zum grünen Schild" nördlich des heutigen Standortes der Gedenktafel.

In Erfurt wirkte Compenius nun als selbstständiger Orgelbauer, der lukrative Aufträge für Kirchenorgeln von Kassel bis Altenburg erhielt. Eines seiner Hauptwerke ist die prächtige Barockorgel in der Erfurter Predigerkirche von 1649. 2012 widmete die im vergangenen Jahr verstorbene verdienstvolle Musikforscherin Helga Brück gemeinsam mit Gerhard Aumüller und Ernst Bittcher dieser Orgel einen Aufsatz in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. Dort wird sie als „ein ganz besonders herausragendes Instrument der thüringischen Orgellandschaft“ gewürdigt. 1978 wurde die Orgel von der Potsdamer Firma Schuke umfassend rekonstruiert. So beeindruckt bis heute der typische Compenius-Klang, der die Vorstellungen Johann Sebastian Bachs wesentlich beeinflusst haben soll. Auch die Michaeliskirche verfügt über eine 1652 eingebaute Compenius-Orgel, die nach mehrfachen Umbauten und Reparaturen zur Jahrtausendwende noch einmal aufwändig rekonstruiert wurde. Erfurt besitzt damit zwei besondere Denkmale der Musikgeschichte, die wie ihr Schöpfer noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. (Fotos: Alexander Raßloff)


Lesetipp:

Gerhard Aumüller/Helga Brück/Ernst Bittcher: Die Compenius-Orgel der Predigerkirche in Erfurt. Die Familie Cumpenius/Compenius und der mitteldeutsche Orgelbau im 17. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 73 (2012). S. 185-207.


Sie auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Bach und Erfurt, Michaeliskirche