Erfurter Unionsparlament 1850 LZT: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:LZT.ErfurterUnion(Cover)-23.jpg|310px|right]]Das Erfurter Unionsparlament vom 20. März bis 29. April 1850 beschloss die Verfassung für einen „kleindeutschen“ Nationalstaat unter Führung Preußens. Hierauf hatten sich nach der Revolution 1848/49 König Friedrich Wilhelm IV. und sein Berater Joseph Maria von Radowitz mit den Liberalen geeinigt.  
[[Datei:LZT.ErfurterUnion(Cover)-23.jpg|310px|right]]Das Erfurter Unionsparlament 1850 sollte nach der gescheiterten Revolution 1848/49 die Verfassung für einen deutschen Nationalstaat unter Führung Preußens und ohne Österreich ausarbeiten. Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sowie einige Klein- und Mittelstaaten hatten sich auf diesen "kleindeutschen" Kompromiss geeinigt. Als Tagungsort richtete man das Augustinerkloster mit seiner Kirche her, das als Lutherstätte für historische Aura sorgte. Die Liberalen hatten sich zuvor beim "Gothaer Nachparlament" 1849 beraten und besaßen in Erfurt die Parlamentsmehrheit.


Das Unions-Projekt scheiterte jedoch rasch am Widerstand Österreichs und weiterer deutscher Länder in der „Olmützer Punktation“ vom November 1850. Erst 1871 sollte es zur Gründung des Deutschen Reiches unter Kanzler Otto von Bismarck kommen, der bereits in Erfurt als Abgeordneter beteiligt war.
Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" um Stadtrat Karl Herrmann hatte zuvor landesweit geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Erfurter Union, vorangetrieben vom preußischen Diplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen.  


Lange fristete das Erfurter Unionsparlament mit seinem Tagungsort in der bedeutenden Lutherstätte Augustinerkloster ein erinnerungskulturelles Schattendasein. Heute gilt es jedoch trotz seines Scheiterns, das es mit der Frankfurter Nationalversammlung teilt, als wichtiger Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte und des nationalen Einigungsprozesses.
Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete ihr Scheitern eine politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch als wichtiger Meilenstein der Demokratiegeschichte und des deutschen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich als die politischen Hauptströmungen. Hieran möchte die populärwissenschaftliche Publikation der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erinnern.  





Version vom 1. Dezember 2022, 10:03 Uhr

Erfurter Unionsparlament 1850

Erfurt gilt mit dem Unionsparlament 1850 als wichtiger Ort der Demokratiegeschichte und des deutschen Einigungsprozesses.


LZT.ErfurterUnion(Cover)-23.jpg

Das Erfurter Unionsparlament 1850 sollte nach der gescheiterten Revolution 1848/49 die Verfassung für einen deutschen Nationalstaat unter Führung Preußens und ohne Österreich ausarbeiten. Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sowie einige Klein- und Mittelstaaten hatten sich auf diesen "kleindeutschen" Kompromiss geeinigt. Als Tagungsort richtete man das Augustinerkloster mit seiner Kirche her, das als Lutherstätte für historische Aura sorgte. Die Liberalen hatten sich zuvor beim "Gothaer Nachparlament" 1849 beraten und besaßen in Erfurt die Parlamentsmehrheit.

Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" um Stadtrat Karl Herrmann hatte zuvor landesweit geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Erfurter Union, vorangetrieben vom preußischen Diplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen.

Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete ihr Scheitern eine politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch als wichtiger Meilenstein der Demokratiegeschichte und des deutschen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich als die politischen Hauptströmungen. Hieran möchte die populärwissenschaftliche Publikation der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erinnern.


Steffen Raßloff: Das Erfurter Unionsparlament 1850. Erfurt 2023.

(Die Publikation ist bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erhältlich.)


Siehe auch: Erfurter Unionsparlament 1850