Sportstadt Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine Disziplin ragt trotz vergleichsweise bescheidener Erfolge durch ihre Popularität heraus: „König Fußball“. Das 60. Jubiläum der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt 1966 gab den Impuls für die in diesem Band dokumentierte Ausstellung. Die Geschichte des FC RWE mit Jahrhundertspieler Jürgen Heun reicht zurück bis zum Sport-Club Erfurt 1895 und der Turbine-Elf um Kapitän Helmut Nordhaus, die als DDR-Meister 1954 und 1955 große Triumphe feierte. Die Leichtathletik ist seit dem 19. Jahrhundert in Erfurt heimisch. In der DDR-Zeit bildete sie eines der Aushängeschilder des SC Turbine Erfurt mit zahlreichen Olympiasiegern und Weltmeistern. Bei Olympia 1976 gewannen siegten Sigrun Siegl im Fünfkampf und Johanna Schaller im 100-m-Hürdenlauf, 1980 Volker Beck im Hürdenlauf und Hartwig Gauder im Gehen. 2000 konnte Nils Schumann als Olympiasieger über 800 m an diese Erfolge anknüpfen. | Eine Disziplin ragt trotz vergleichsweise bescheidener Erfolge durch ihre Popularität heraus: „König Fußball“. Das 60. Jubiläum der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt 1966 gab den Impuls für die in diesem Band dokumentierte Ausstellung. Die Geschichte des FC RWE mit Jahrhundertspieler Jürgen Heun reicht zurück bis zum Sport-Club Erfurt 1895 und der Turbine-Elf um Kapitän Helmut Nordhaus, die als DDR-Meister 1954 und 1955 große Triumphe feierte. Die Leichtathletik ist seit dem 19. Jahrhundert in Erfurt heimisch. In der DDR-Zeit bildete sie eines der Aushängeschilder des SC Turbine Erfurt mit zahlreichen Olympiasiegern und Weltmeistern. Bei Olympia 1976 gewannen siegten Sigrun Siegl im Fünfkampf und Johanna Schaller im 100-m-Hürdenlauf, 1980 Volker Beck im Hürdenlauf und Hartwig Gauder im Gehen. 2000 konnte Nils Schumann als Olympiasieger über 800 m an diese Erfolge anknüpfen. | ||
Auch das Schwimmen gehört zu den Traditionssportarten. Erste Bäder gehen ins 19. Jahrhundert zurück, der erste Verein gründete sich 1905. Jutta Langenau holte 1954 als Europameisterin über 100 m Schmetterling den ersten internationalen Titel für die DDR. Fortan riss die Kette erfolgreicher Schwimmer des SC Turbine um die Olympiasieger Roland Matthes, Birte Weigang und Cornelia Sirch nicht mehr ab. Der Radsport übertraf als eine der populärsten Disziplinen lange sogar den Fußball, etwa mit den Steherrennen im Andreasried. Erfurt hat hierbei mit mitgliederstarken Vereinen seit den 1880er-Jahren Pionierarbeit geleistet. Große Namen sind Bahnrad-Weltmeister Detlef Macha, die Olympiasieger auf der Straße 1988 Mario Kummer und Maik Landsmann sowie nach 1990 die Bahnrad-Olympiasieger Rene Wolff, Daniel Becke und Kristina Vogel. Erfurt ist sogar eine Wintersport-Hochburg. Aus dem seit Jahrhunderten betriebenen Eislaufen entstand eine moderne Sportart. Die Eisschnellläuferinnen des ESC Erfurt um | Auch das Schwimmen gehört zu den Traditionssportarten. Erste Bäder gehen ins 19. Jahrhundert zurück, der erste Verein gründete sich 1905. Jutta Langenau holte 1954 als Europameisterin über 100 m Schmetterling den ersten internationalen Titel für die DDR. Fortan riss die Kette erfolgreicher Schwimmer des SC Turbine um die Olympiasieger Roland Matthes, Birte Weigang und Cornelia Sirch nicht mehr ab. Der Radsport übertraf als eine der populärsten Disziplinen lange sogar den Fußball, etwa mit den Steherrennen im Andreasried. Erfurt hat hierbei mit mitgliederstarken Vereinen seit den 1880er-Jahren Pionierarbeit geleistet. Große Namen sind Bahnrad-Weltmeister Detlef Macha, die Olympiasieger auf der Straße 1988 Mario Kummer und Maik Landsmann sowie nach 1990 die Bahnrad-Olympiasieger Rene Wolff, Daniel Becke und Kristina Vogel. Erfurt ist sogar eine Wintersport-Hochburg. Aus dem seit Jahrhunderten betriebenen Eislaufen entstand eine moderne Sportart. Die Eisschnellläuferinnen des ESC Erfurt um die Olympiasiegerinnen Gunda Niemann-Stirnemann, Sabine Völker, Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert erlebten von den 1990er- bis 2010er-Jahren ein „Goldenes Zeitalter“. Talente wie Jugend-Olympiasieger Finn Sonnekalb machen Hoffnung für die Zukunft. | ||
Die Sportstadt Erfurt wird freilich nicht nur durch die oft im Fokus stehenden Disziplinen geprägt. In vielen anderen Mannschafts- und Individualsportarten hat Erfurt echte Sportlegenden und brachte Olympiasieger, Welt- und Europameister hervor. Neben der Leistungsspitze wird die Sportstadt aber auch durch eine eindrucksvolle Breite in annähernd 280 Vereinen mit ca. 39.000 Mitgliedern sowie ein vielfältiges Freizeit- und Inklusionsangebot geprägt. Diese wichtige gesellschaftliche Rolle, die der Sport auch in Erfurt besitzt, füllt er durch ein breites ehrenamtliches Engagement aus. Er ist im besten Sinn identitätsstiftend, integrierend und damit auch in der Landeshauptstadt Thüringens unverzichtbar. | Die Sportstadt Erfurt wird freilich nicht nur durch die oft im Fokus stehenden Disziplinen geprägt. In vielen anderen Mannschafts- und Individualsportarten hat Erfurt echte Sportlegenden und brachte Olympiasieger, Welt- und Europameister hervor. Neben der Leistungsspitze wird die Sportstadt aber auch durch eine eindrucksvolle Breite in annähernd 280 Vereinen mit ca. 39.000 Mitgliedern sowie ein vielfältiges Freizeit- und Inklusionsangebot geprägt. Diese wichtige gesellschaftliche Rolle, die der Sport auch in Erfurt besitzt, füllt er durch ein breites ehrenamtliches Engagement aus. Er ist im besten Sinn identitätsstiftend, integrierend und damit auch in der Landeshauptstadt Thüringens unverzichtbar. | ||
Version vom 22. Dezember 2025, 10:12 Uhr
Sportstadt Erfurt
Das Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch" eröffnet am 29. April 2026 eine Sonderausstellung zur Sportstadt Erfurt, deren große Erfolge ebenso wie die eindrucksvolle Breite differenziert veranschaulicht werden.
Der Sport mit seiner Freude an Bewegung und Wettkampf ist eine der antiken Wurzeln der europäischen Kultur. In den modernen Industriegesellschaften wurde er zum Massenphänomen, Lebensreformer und Identitätsstifter. Sport sorgt für Emotionen, entfacht Liebe, Leistung und Leidenschaft. In Großstädten wie Erfurt zieht er immer wieder tausende in seinen Bann. Dies lässt sich von den frühen Schützen und Turnern über das Leistungszentrum der Sport-Weltmacht DDR bis zu den jüngsten Erfolgen nachvollziehen. Die Sportstadt Erfurt brachte zahlreiche Spitzenathleten samt 29 Olympia-Medaillengewinnern und hunderte Sportvereine hervor. Städtebaulich schlägt sich dies in einigen weithin sichtbaren Sportstätten nieder. Aber auch in Erfurt wurde der Sport politisch instrumentalisiert und seine Spitzenerfolge zum Teil mit illegalen Dopingvergabepraktiken erreicht.
Eine Disziplin ragt trotz vergleichsweise bescheidener Erfolge durch ihre Popularität heraus: „König Fußball“. Das 60. Jubiläum der Gründung des FC Rot-Weiß Erfurt 1966 gab den Impuls für die in diesem Band dokumentierte Ausstellung. Die Geschichte des FC RWE mit Jahrhundertspieler Jürgen Heun reicht zurück bis zum Sport-Club Erfurt 1895 und der Turbine-Elf um Kapitän Helmut Nordhaus, die als DDR-Meister 1954 und 1955 große Triumphe feierte. Die Leichtathletik ist seit dem 19. Jahrhundert in Erfurt heimisch. In der DDR-Zeit bildete sie eines der Aushängeschilder des SC Turbine Erfurt mit zahlreichen Olympiasiegern und Weltmeistern. Bei Olympia 1976 gewannen siegten Sigrun Siegl im Fünfkampf und Johanna Schaller im 100-m-Hürdenlauf, 1980 Volker Beck im Hürdenlauf und Hartwig Gauder im Gehen. 2000 konnte Nils Schumann als Olympiasieger über 800 m an diese Erfolge anknüpfen.
Auch das Schwimmen gehört zu den Traditionssportarten. Erste Bäder gehen ins 19. Jahrhundert zurück, der erste Verein gründete sich 1905. Jutta Langenau holte 1954 als Europameisterin über 100 m Schmetterling den ersten internationalen Titel für die DDR. Fortan riss die Kette erfolgreicher Schwimmer des SC Turbine um die Olympiasieger Roland Matthes, Birte Weigang und Cornelia Sirch nicht mehr ab. Der Radsport übertraf als eine der populärsten Disziplinen lange sogar den Fußball, etwa mit den Steherrennen im Andreasried. Erfurt hat hierbei mit mitgliederstarken Vereinen seit den 1880er-Jahren Pionierarbeit geleistet. Große Namen sind Bahnrad-Weltmeister Detlef Macha, die Olympiasieger auf der Straße 1988 Mario Kummer und Maik Landsmann sowie nach 1990 die Bahnrad-Olympiasieger Rene Wolff, Daniel Becke und Kristina Vogel. Erfurt ist sogar eine Wintersport-Hochburg. Aus dem seit Jahrhunderten betriebenen Eislaufen entstand eine moderne Sportart. Die Eisschnellläuferinnen des ESC Erfurt um die Olympiasiegerinnen Gunda Niemann-Stirnemann, Sabine Völker, Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert erlebten von den 1990er- bis 2010er-Jahren ein „Goldenes Zeitalter“. Talente wie Jugend-Olympiasieger Finn Sonnekalb machen Hoffnung für die Zukunft.
Die Sportstadt Erfurt wird freilich nicht nur durch die oft im Fokus stehenden Disziplinen geprägt. In vielen anderen Mannschafts- und Individualsportarten hat Erfurt echte Sportlegenden und brachte Olympiasieger, Welt- und Europameister hervor. Neben der Leistungsspitze wird die Sportstadt aber auch durch eine eindrucksvolle Breite in annähernd 280 Vereinen mit ca. 39.000 Mitgliedern sowie ein vielfältiges Freizeit- und Inklusionsangebot geprägt. Diese wichtige gesellschaftliche Rolle, die der Sport auch in Erfurt besitzt, füllt er durch ein breites ehrenamtliches Engagement aus. Er ist im besten Sinn identitätsstiftend, integrierend und damit auch in der Landeshauptstadt Thüringens unverzichtbar.
(Steffen Raßloff / Michael Kummer / Hardy Eidam)
Lesetipp:
Walter Kehr: Sport in Erfurt von Stadtklasse bis Olympiasieg. Erfurt 2007.
Steffen Raßloff: Von Olympiasiegern und Weltmeistern. Die Sportstadt Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021 (2. Auflage 2025). S. 104 f.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, FC Rot-Weiß Erfurt, Steigerwaldstadion, Radrennbahn Andreasried, Sprungschanze Rhoda, Schwimmbäder, Erfurter Hütte des Alpenvereins