Wartburg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:WartburgWiki.jpg|400px|right]]Die Wartburg nahe Eisenach entwickelte sich nach ihrer Begründung um 1080 zum glanzvollen Herrschaftsmittelpunkt der ludowingischen Landgrafen von Thüringen. Um jene Höhenburg am Schnittpunkt der thüringischen und hessischen Besitzungen der Landgrafen ranken sich auch die meisten Sagen vom Bau durch Ludwig den Springer bis hin zur Heiligen Elisabeth.  
[[Datei:WartburgWiki.jpg|400px|right]]Die Wartburg thront auf den Ausläufern des westlichen Thüringer Waldes hoch über der Stadt Eisenach. Sie war einst glanzvoller Herrschaftsmittelpunkt der ludowingischen Landgrafen von Thüringen (1131-1247). Als enge Vertraute der staufischen Kaiser bestimmte das mächtige Adelsgeschlecht die Reichspolitik wesentlich mit. Die Landgrafenzeit diente über die anschließenden Jahrhunderte der Kleinstaaterei hinweg als zentraler historischer Bezugspunkt der Thüringer. Heute führt der Freistaat Thüringen den Löwen der Landgrafen im Wappen, umgeben von acht Sternen für die einstigen Kleinstaaten und preußischen Gebiete.


Mit der Übersetzung des neuen Testamentes durch Martin Luther alias „Junker Jörg“ 1521/22 und dem Wartburgfest der Burschenschaften 1817 erlangte sie den Status eines nationalen Symbolortes.  
Um die imposante Landgrafenburg ranken sich auch viele Sagen. Diese reichen vom Bau der Burg unter Ludwig dem Springer mit dem legendären Gründungsdatum 1067 bis hin zum Sagenkreis um die Heilige Elisabeth (1207-1231). Die ungarische Königstochter und Landgräfin stieg als Musterbild christlicher Nächstenliebe zu einer der populärsten Heiligen Europas auf. Die Sage vom „Sängerkrieg auf der Wartburg“ (1206/07), später vielfach künstlerisch aufgegriffen, steht für die glanzvolle ritterliche Hofkultur besonders unter Landgraf Hermann I.


Im 19. Jahrhundert wurde die Burg mit ihrem bedeutenden romanischen Palas auf Initiative des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach aufwändig rekonstruiert und künstlerisch ausgestaltet. Seit 1999 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. (Foto: Lencer, Wikipedia)   
In den Fokus der Weltgeschichte geriet die Wartburg durch Martin Luther. 1521 wurde über den Reformator während des Wormser Reichstags die Reichsacht verhängt. Nach der Scheinentführung durch seinen Landesherrn Kurfürst Friedrich den Weisen übersetzte er in der „Lutherstube“ der Burg als „Junker Jörg“ in wenigen Monaten das Neue Testament ins Deutsche. Diesem folgte 1534 die vollständige „Lutherbibel“, der für die Ausbildung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache große Bedeutung zukommt. Zugleich legte Luther hiermit eine wesentliche Grundlage für die Ausbreitung der Reformation.
 
Spätestens mit dem Wartburgfest der Burschenschaften 1817, das auch an die Reformation erinnerte, erlangte die Burg den Status eines nationalen Symbolortes. Im 19. Jahrhundert wurde sie auf Initiative von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach aufwändig rekonstruiert und künstlerisch ausgestaltet. Die „deutscheste aller deutschen Burgen“ rückte zum vielbesuchten Nationaldenkmal auf. Über alle politischen Zäsuren hinweg hat sich die Wartburg ihre Anziehungskraft bewahrt und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. (Foto: Lencer, Wikipedia)   


('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')
('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')

Version vom 30. Oktober 2017, 07:29 Uhr

Welterbe Wartburg

WartburgWiki.jpg

Die Wartburg thront auf den Ausläufern des westlichen Thüringer Waldes hoch über der Stadt Eisenach. Sie war einst glanzvoller Herrschaftsmittelpunkt der ludowingischen Landgrafen von Thüringen (1131-1247). Als enge Vertraute der staufischen Kaiser bestimmte das mächtige Adelsgeschlecht die Reichspolitik wesentlich mit. Die Landgrafenzeit diente über die anschließenden Jahrhunderte der Kleinstaaterei hinweg als zentraler historischer Bezugspunkt der Thüringer. Heute führt der Freistaat Thüringen den Löwen der Landgrafen im Wappen, umgeben von acht Sternen für die einstigen Kleinstaaten und preußischen Gebiete.

Um die imposante Landgrafenburg ranken sich auch viele Sagen. Diese reichen vom Bau der Burg unter Ludwig dem Springer mit dem legendären Gründungsdatum 1067 bis hin zum Sagenkreis um die Heilige Elisabeth (1207-1231). Die ungarische Königstochter und Landgräfin stieg als Musterbild christlicher Nächstenliebe zu einer der populärsten Heiligen Europas auf. Die Sage vom „Sängerkrieg auf der Wartburg“ (1206/07), später vielfach künstlerisch aufgegriffen, steht für die glanzvolle ritterliche Hofkultur besonders unter Landgraf Hermann I.

In den Fokus der Weltgeschichte geriet die Wartburg durch Martin Luther. 1521 wurde über den Reformator während des Wormser Reichstags die Reichsacht verhängt. Nach der Scheinentführung durch seinen Landesherrn Kurfürst Friedrich den Weisen übersetzte er in der „Lutherstube“ der Burg als „Junker Jörg“ in wenigen Monaten das Neue Testament ins Deutsche. Diesem folgte 1534 die vollständige „Lutherbibel“, der für die Ausbildung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache große Bedeutung zukommt. Zugleich legte Luther hiermit eine wesentliche Grundlage für die Ausbreitung der Reformation.

Spätestens mit dem Wartburgfest der Burschenschaften 1817, das auch an die Reformation erinnerte, erlangte die Burg den Status eines nationalen Symbolortes. Im 19. Jahrhundert wurde sie auf Initiative von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach aufwändig rekonstruiert und künstlerisch ausgestaltet. Die „deutscheste aller deutschen Burgen“ rückte zum vielbesuchten Nationaldenkmal auf. Über alle politischen Zäsuren hinweg hat sich die Wartburg ihre Anziehungskraft bewahrt und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. (Foto: Lencer, Wikipedia)

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff/Lutz Gebhardt: Die Thüringer Landgrafen. Geschichte und Sagenwelt. Ilmenau 2017.

Steffen Raßloff: Kleine Geschichte Thüringens. Ilmenau 2017.


Siehe auch: Geschichte Thüringens, Weltkulturerbe Wartburg