30 Jahre Universitaet Erfurt 2024: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:UniLogo.png|300px|right]]Die Universität Erfurt gilt mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 als die älteste im heutigen Deutschland. 1816 wurde sie jedoch von den Preußen geschlossen. Erst die Friedliche Revolution in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 rückten die Realisierung langjähriger Bemühungen um die Neubelebung in realistische Nähe. Ihr Initiator war die 1987 gegründete heutige Universitätsgesellschaft, die ein breites bürgerschaftliches Engagement entfaltete. Da auch die Politik das Projekt aufgriff, konnte schon am 29. April 1994 die Wiedergründung durch den Freistaat Thüringen im Augustinerkloster feierlich begangen werden. Deshalb konnte Erfurt für einige Jahre den Doppelsuperlativ „älteste und jüngste Universität Deutschlands“ beanspruchen.
[[Datei:UniLogo.png|280px|right]]Die Universität Erfurt gilt mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 als die älteste im heutigen Deutschland. 1816 wurde sie jedoch von den Preußen geschlossen. Erst die Friedliche Revolution in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 rückten die Realisierung langjähriger Bemühungen um die Neubelebung in realistische Nähe. Ihr Initiator war die 1987 gegründete heutige Universitätsgesellschaft, die ein breites bürgerschaftliches Engagement entfaltete. Da auch die Politik das Projekt aufgriff, konnte schon am 29. April 1994 die Wiedergründung durch den Freistaat Thüringen im Augustinerkloster feierlich begangen werden. Deshalb konnte Erfurt für einige Jahre den Doppelsuperlativ „älteste und jüngste Universität Deutschlands“ beanspruchen.


1999 startete der Lehrbetrieb. Nach einer Übergangsphase der Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule kam es mit Wirkung vom 1. Januar 2001 zur Integration der PH in die Universität. Allerdings musste zuvor die Abwicklung der Medizinischen Akademie 1994 hingenommen werden. Die Ausrichtung der Universität hatte zugleich das Aus für die naturwissenschaftlichen Fachrichtungen an der PH zur Folge. Diesen Einschnitten stand die internationale Beachtung der neuen Reformuniversität unter Rektor Peter Glotz gegenüber (seine Nachfolger, jetzt als Präsidenten: 2000–2007 Wolfgang Bergsdorf, 2008–2014 Kai Brodersen, seit 2014 Walter Bauer-Wabnegg). Es gelang, dem Projekt zukunftsweisender Lösungen für die deutsche Hochschullandschaft weltweite Aufmerksamkeit zu sichern. Der Neuansatz äußerte sich u.a. im Aufgreifen von Elementen aus dem angelsächsischen Studiensystem. Hinzu kam ein vorbildliches Betreuungsangebot und die ambitionierte Profilierung einzelner Gebiete.
1999 startete der Lehrbetrieb. Nach einer Übergangsphase der Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule kam es mit Wirkung vom 1. Januar 2001 zur Integration der PH in die Universität. Allerdings musste zuvor die Abwicklung der Medizinischen Akademie 1994 hingenommen werden. Die Ausrichtung der Universität hatte zugleich das Aus für die naturwissenschaftlichen Fachrichtungen an der PH zur Folge. Diesen Einschnitten stand die internationale Beachtung der neuen Reformuniversität unter Rektor Peter Glotz gegenüber (seine Nachfolger, jetzt als Präsidenten: 2000–2007 Wolfgang Bergsdorf, 2008–2014 Kai Brodersen, seit 2014 Walter Bauer-Wabnegg). Es gelang, dem Projekt zukunftsweisender Lösungen für die deutsche Hochschullandschaft weltweite Aufmerksamkeit zu sichern. Der Neuansatz äußerte sich u.a. im Aufgreifen von Elementen aus dem angelsächsischen Studiensystem. Hinzu kam ein vorbildliches Betreuungsangebot und die ambitionierte Profilierung einzelner Gebiete.

Version vom 8. Mai 2024, 09:10 Uhr

Universität Erfurt 1994-2024

Die Universität Erfurt, mit ihrem Privileg von 1379 älteste im heutigen Deutschland, feiert 2024 das 30. Jubiläum ihrer Wiedergründung durch den Freistaat Thüringen.


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Die Universität Erfurt gilt mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 als die älteste im heutigen Deutschland. 1816 wurde sie jedoch von den Preußen geschlossen. Erst die Friedliche Revolution in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 rückten die Realisierung langjähriger Bemühungen um die Neubelebung in realistische Nähe. Ihr Initiator war die 1987 gegründete heutige Universitätsgesellschaft, die ein breites bürgerschaftliches Engagement entfaltete. Da auch die Politik das Projekt aufgriff, konnte schon am 29. April 1994 die Wiedergründung durch den Freistaat Thüringen im Augustinerkloster feierlich begangen werden. Deshalb konnte Erfurt für einige Jahre den Doppelsuperlativ „älteste und jüngste Universität Deutschlands“ beanspruchen.

1999 startete der Lehrbetrieb. Nach einer Übergangsphase der Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule kam es mit Wirkung vom 1. Januar 2001 zur Integration der PH in die Universität. Allerdings musste zuvor die Abwicklung der Medizinischen Akademie 1994 hingenommen werden. Die Ausrichtung der Universität hatte zugleich das Aus für die naturwissenschaftlichen Fachrichtungen an der PH zur Folge. Diesen Einschnitten stand die internationale Beachtung der neuen Reformuniversität unter Rektor Peter Glotz gegenüber (seine Nachfolger, jetzt als Präsidenten: 2000–2007 Wolfgang Bergsdorf, 2008–2014 Kai Brodersen, seit 2014 Walter Bauer-Wabnegg). Es gelang, dem Projekt zukunftsweisender Lösungen für die deutsche Hochschullandschaft weltweite Aufmerksamkeit zu sichern. Der Neuansatz äußerte sich u.a. im Aufgreifen von Elementen aus dem angelsächsischen Studiensystem. Hinzu kam ein vorbildliches Betreuungsangebot und die ambitionierte Profilierung einzelner Gebiete.

Heute kann man auf dem denkmalgeschützten Campus mit seiner modernen Universitätsbibliothek an vier Fakultäten studieren: Philosophische Fakultät, Staatswissenschaftliche Fakultät, Erziehungswissenschaftliche Fakultät und Katholisch-Theologische Fakultät. Letztere kam zum 1. Januar 2003 durch die Integration des Philosophisch-Theologischen Studiums zur Universität. Wichtig für deren internationale Ausstrahlung ist besonders das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien. Mit der Forschungsbibliothek Gotha gehört eine der bedeutendsten historischen Bibliotheken Deutschlands zum Bestand der Universität, die deren Schätze durch das Forschungszentrum Gotha und das Forschungskolleg Transkulturelle Studien/Sammlung Perthes heben lässt.

Die anfängliche Aufbruchsstimmung am „Harvard an der Gera“ ist angesichts der „Mühen der Ebene“ normalen Hochschulbetriebs und erheblicher Sparzwänge mittlerweile zwar abgeebbt. Dennoch hat sich die Universität Erfurt mit ihren profilgebenden Schwerpunkten „Bildung. Schule. Verhalten.“, „Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung.“ und „Wissen. Räume. Medien.“ einen festen Platz in der deutschen Hochschullandschaft erarbeitet. Die Professoren und Mitarbeiter versuchen, flexibel auf die schwierigeren Rahmenbedingungen zu reagieren. Als Kooperationspartner bietet sich hierbei die 1991 gegründete Fachhochschule Erfurt an, die mit ihren natur-, ingenieur- und sozialwissenschaftlichen Angeboten den Hochschulstandort Erfurt abrundet. An die Tradition der Medizinischen Akademie knüpft seit 2023 die private HMU Health and Medical University Erfurt an.

Die Universität stellt also zweifellos einen großen Gewinn für Erfurt dar. Die Integration in das städtische Leben bleibt dabei weiterhin eine Aufgabe der Universitätsmitglieder und der Bürgerschaft. So hätten sich in der Gründungsphase viele eine stärkere Präsenz in der Innenstadt gewünscht, etwa in Form des historischen Collegium maius. Die Entscheidung fiel aber aus pragmatischen Gründen für den Campus der Pädagogischen Hochschule, dessen kulturell-städtebauliche Bedeutung noch stärker ins öffentliche Bewusstsein getragen werden kann. Mit Unterstützung der Universitätsgesellschaft bringt sich die Universität etwa durch das Seniorenstudium (Erfurter Kolleg) in das Kulturleben ein. Sie stellt zudem einen beachtlichen Standort- und Wirtschaftsfaktor dar. Und es gehen nicht zuletzt vom Erfurter Studentenleben einige Impulse aus.

Die Universität Erfurt hat sich seit ihrer Neugründung 1994 mit einem expliziten kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Profil in der nationalen und internationalen Hochschullandschaft fest etabliert. Mit ihren Schwerpunkten in den Bereichen Religion, Geistes- und Kulturwissenschaften, Gesellschaft und Lehrerbildung ist sie eine zentral gelegene Bildungs- und Forschungsstätte mit ca. 6000 Studenten, rund 100 Professoren sowie ca. 400 wissenschaftlichen Beschäftigten und 300 Beschäftigten in der Verwaltung.

Die als „familiengerecht“ zertifizierte Universität Erfurt setzt sich mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinander und bekennt sich zur internationalen Zusammenarbeit im Hinblick auf eine globale Teilhabe an Wissen und Wissenschaft. Auf ihrem zentrumsnahen Campus in der Landeshauptstadt ermöglicht die Universität Erfurt durch ihre kurzen Wege die direkte Kommunikation und fördert ein intensives Studium sowie interdisziplinäre Forschung. Und auch mit ihrem Mentoren-System, dem „Studium Fundamentale“ und einer Orientierung über Berufsfelder ist sie Vorbild für andere Hochschulen. Sie verfügt zudem über zwei Professional Schools nach amerikanischem Vorbild: die Willy Brandt School of Public Policy und die Erfurt School of Education, die für die Koordination der bundesweit beispielgebenden Lehrerausbildung zuständig ist.

Steffen Raßloff: Die Universität Erfurt 1994-2024. Zum 30. Wiedergründungsjubiläum einer Traditionshochschule. In: Stadt und Geschichte 84 (2004), S. 34.


Siehe auch: Universität Erfurt, Universitätsgesellschaft Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt