Militär in Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Panzerregiment1Erfurt.jpg|420px|right]]In der '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''' spielte das Militär immer eine wichtige Rolle. Seit dem 17. Jahrhundert beherbergte Erfurt Angehörige schwedischer, kurmainzischer, kaiserlicher, französischer und preußischer Truppen, Reichswehr, Wehrmacht, Nationale Volksarmee und heute die Bundeswehr. Am stärksten wurde die Stadt vom Militär in der preußischen Zeit geprägt. Zeitweise machten preußische Offiziere und Soldaten ein Zehntel der Bevölkerung aus.
[[Datei:Panzerregiment1Erfurt.jpg|430px|right]]In der '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''' spielte das Militär immer eine wichtige Rolle. Seit dem 17. Jahrhundert beherbergte Erfurt Angehörige schwedischer, kurmainzischer, kaiserlicher, französischer und preußischer Truppen, Reichswehr, Wehrmacht, Nationale Volksarmee und heute die Bundeswehr. Am stärksten wurde die Stadt vom Militär in der preußischen Zeit geprägt. Zeitweise machten preußische Offiziere und Soldaten ein Zehntel der Bevölkerung aus.


'''Schwedische, Kurmainzische und Kaiserliche Truppen in Erfurt'''
'''Schwedische, Kurmainzische und Kaiserliche Truppen in Erfurt'''

Version vom 10. Februar 2021, 15:16 Uhr

Erfurt und das Militär

Erfurt blickt auf eine jahrhundertealte Garnisonsgeschichte zurück und war mehrfach Opfer von kriegerischen Ereignissen.


Panzerregiment1Erfurt.jpg

In der Geschichte der Stadt Erfurt spielte das Militär immer eine wichtige Rolle. Seit dem 17. Jahrhundert beherbergte Erfurt Angehörige schwedischer, kurmainzischer, kaiserlicher, französischer und preußischer Truppen, Reichswehr, Wehrmacht, Nationale Volksarmee und heute die Bundeswehr. Am stärksten wurde die Stadt vom Militär in der preußischen Zeit geprägt. Zeitweise machten preußische Offiziere und Soldaten ein Zehntel der Bevölkerung aus.

Schwedische, Kurmainzische und Kaiserliche Truppen in Erfurt

1631-1635 und 1637-1650 hielten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg Erfurt besetzt (Gustav Adolf Denkmal). Nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664 wurden in der Stadt und auf dem Petersberg sowohl Mainzer als auch Kaiserliche Truppen stationiert. Bis heute beeindrucken die gewaltigen Bastionen der Zitadelle Petersberg.

Erfurt und die Preußen

Seit 1802/15 gehörte die Stadt zum Königreich Preußen. Erstmals waren am 21. August 1802 preußische Truppen in Erfurt einmarschiert, denen u.a. der spätere Militärreformer Neidhardt von Gneisenau angehörte. Nach der napoleonischen Zeit schrieb der Wiener Kongress Erfurt 1815 endgültig Preußen zu. Dieses baute Erfurt aufwändig zur Festung und Garnisonstadt aus. Die Zitadelle Petersberg wurde umfassend erneuert und erhielt u.a. die gewaltige Defensionskaserne. Hier wirkten der General und Kartograf Karl von Müffling sowie der Militärpädagoge und Kartograf Emil von Sydow, der die übliche Farbgebung geografischer Karten erfand. Mit der 1862 nach Erfurt verlagerten Königlich-Preußischen Gewehrfabrik, u.a. Hersteller des Karabiner 98, und zahlreichen weiteren Fabriken gehörte Erfurt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auch zu den größten deutschen Rüstungsschmieden. Bei Langensalza nahe Erfurt fand 1866 eine der Entscheidungsschlachten der Reichseinigugnskriege unter Beteiligung Erfurter Truppen statt.

Truppenteile in Erfurt: Königlich Preußisches Infanterie Regiment von Möllendorff (No.25) 1715-1806, Königlich Preußisches Infanterie Regiment von Wartensleben (No 59) 1803-1806, 8. Infanterie Division General-Lieutnant v. Rudolphi (Erfurt?), 16. Infanterie Brigade Generalmajor von Fallois II. (Erfurt?), 8. Kavallerie Brigade Generalmajor Freiherr zu Münster-Meinhövel (Erfurt?), 4. Pionier-Abteilung in Erfurt 1833 -1860; Bis zum Ersten Weltkrieg 1914/18 waren in Erfurt stationiert: 3. Thüringisches Infanterieregiment Nr. 71, 1. Thüringisches Feldartillerie-Regiment Nr. 19, Jägerregiment zu Pferde Nr. 6; Siehe auch: Garnisonsbauten vor 1914/18, Gefallenendenkmale Erster Weltkrieg

Erfurt und die Reichswehr nach 1918

In der Weimarer Republik war seit 1925 wieder ein Reiterregiment der Reichswehr (1918-1935) in Erfurt stationiert. In der der Bürgerkriegszeit 1918/20 war das Freikorps Thüringen in Erfurt aktiv. Weltkriegsteilnehmer organisierten sich in dem sehr aktiven Frontsoldatenbund Stahlhelm.

Erfurt und die Wehrmacht nach 1935

In Erfurt lagen große Teile der 1. Panzerdivision (Foto: Parade 1937, Stadtarchiv Erfurt) und der 29. Infanterie-Division sowie mehrere Landesschützeneinheiten der seit 1935 im Dritten Reich mit Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht massiv aufgerüsteten Wehrmacht. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wird in wachsendem Maße von der Kriegsvorbereitung bestimmt. Bei Bindersleben entsteht ein Militärflughafen, in der heutigen Werner-Seelenbinder-Straße ein Garnisonlazarett. Im Süden und im Südosten werden ab 1935 umfangreiche Kasernenanlagen errichtet. Die Erfurter Garnison, bald wieder eine der größten in Deutschland, besteht im Mai 1939 aus 6.414 Militärangehörigen. Siehe auch: Wehrmachts-Kasernen der 1930er Jahre, Garnison Erfurt und Kriegsende 1945, Rüstung in Erfurt 1935-1945, Volkssturm in Erfurt 1944/45, Kriegsende 12. April 1945

Zu den Einheiten der 1. Panzerdivision in Erfurt gehörte: Panzerbrigade 1, Panzerregiment 1, Panzer-Ersatz-Abteilung 1 in der Löberfeld-Kaserne; Der 29. Infanterie-Division in Erfurt unterstanden: Infanterieregiment 71 in der Gneisenau-Kaserne, Artillerie-Regiment 29, Panzerabwehr-Abteilung 29, Infanterie-Nachrichten-Abteilung 29, Kradschützen-Bataillon 1, Kradschützen-Bataillon 29, Infanterie-Divisions-Nachschubführer 29, Verwaltungsdienste 29, Sanitätsdienste 29, Feldersatz-Bataillon 29, Veterinär-Kompanie 29, Wehrmachtsgericht auf dem Petersberg; Zur Luftwaffe gehörten: Luftnachrichtenschule 5 (LNS 5), Kampfgeschwader 4 General Wever, siehe: Erfurt im Luftkrieg

Die Kasernierte Volkspolizei (KVP) in Erfurt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde den beiden deutschen Staaten zunächst die Bildung eigener militärischer Truppen untersagt. In der DDR wurden mit Einwilligung der sowjetischen Besatzungstruppen ab 1952 die Einheiten der Kasernierten Volkspolizei (KVP) aufgestellt. Aus den Einheiten der KVP entstand 1956 die Nationale Volksarmee (NVA).

Erfurt und die NVA

Erfurt blickt auf ein lange militärische Tradition zurück. Auch die NVA übernahm diese Traditionen und Erfurt blieb militärischer Standort für viele Soldaten der NVA und der Grenztruppen der DDR (GT). In den Anfangsjahren der NVA befanden sich neben aktiven Truppenteilen auch Lehreinrichtungen in Erfurt. Die Artillerie- und Panzertechnische Schule, Schule für rückwärtgige Dienste, Lehrbataillon-4 und die Kraftfahrzeugschule-4 waren in Erfurt stationiert. 04.11.1967 - 04.10.1971 Kommandantendienstkompanie 4

Der Standort Erfurt umfasste im Sommer 1989 Einheiten der Nationalen Volksarmee/Landstreitkräfte/Militärbezirk III (MB III)/4. MSD: Löberfeld-Kaserne - Zeppelinstr. 18: Stab der 4. Mot. Schützen Division (4. MSD), Stabskompanie 4 (SK-4), Nachrichtenbataillon 4 (NB-4 "Wilhelm Liebknecht"), Bataillon Chemische Abwehr 4 (BChA-4 "Lothar Bolz"), Führungsbatterie Chef Raketen/Artillerie 4, FüBttrCRA-4, Nachrichtenzentrale 7 (NZ 7); Steiger-Kaserne - Am Tannenwäldchen 44: Mot-Schützen-Regiment 24 (MSR-24 "John Scheer"), Raketenabteilung 4 (RA-4 "Hugo Gräf"); Henne-Kaserne - Nissaer Weg 10: Fla-Raketenregiment 4 (FRR-4 "Hermann Danz"), Führungsbatterie Chef Truppenluftabwehr 4, "FüBttrCTLA-4", Artillerieregiment 4 (AR-4 "Willi Bredel"), Geschoßwerferabteilung 4 (GeWA-4 "Otto Franke"), Teile Instandsetzungsbataillon 4 (IB-4 "Wilhelm Leuschner"); Blumenthal-Kaserne - Jenaer Straße 37: Bataillon materielle Sicherstellung 4 (BmS-4 "Ernst Putz"), Sanitätsbatallion 4 (SB-4), 21. Musikkorps der Landstreitkräfte Erfurt, Militärgericht und Militärstaatsanwaltschaft Erfurt, Militärhandelsorganisation; Buchenberg-Kaserne: Wehrbezirkskommando Erfurt, Schalt- und Betriebszentrale des Wehrbezirkskommandos, Nachrichtenkompanie, Bezirkstransportkommandantur, Erfurt (14WKK); Eisenbahntransportkommandantur 3077; Weitere Einrichtungen: Haus der Armee (HdA), Militärforstwirtschaftsbetrieb, UKA Erfurt (Unterkunftsabteilung), Wehrkreiskommando am Juri-Gagarin-Ring; Gneisenaukaserne Kranichfelder Straße: Zum Grenzkommando Süd gehörten die in Erfurt stationierte "Stabs- und Versorgungsbataillon 27 Erfurt " sowie das 5. Stabsmusikkorps der Grenztruppen

Die Bundeswehr in Erfurt 1990-1994

Am 03.10.1990 übernahm die Bundeswehr die Liegenschaften und einen Teil der ehemaligen Soldaten der NVA. Bis 2002 kam es zu Kasernenschließungen, Verlegungen von Truppenteilen oder Umbenennungen. Löberfeldkaserne: Heimatschutzbrigade 39, Kreiswehrersatzamt; Steigerkaserne: 3./7. NschBtl 701, Panzerartilleriebataillon 395; Hennekaserne: TrspBtl; Buchenberg-Kaserne: Feldjägerdienstkommando; Verkehrskommandantur (nach Leipzig verlegt und 1994 aufgelöst); Materialaußenlager Erfurt (Marbach); Blumenthal-Kaserne: wurde an das Bundesvermögensamt abgegeben

Die Bundeswehr in Erfurt 1994-2002

Löbefeld-Kaserne: Panzerbrigade 39 "Thüringen", Wehrbereichskommando III (WBK III), Fernmeldesektor 701, Nachschubregiment 13 (ab 1996 in Weißenfels), Heeresmusikkorps 13, jetzt Wehrbereichsmusikkorps III, Kreiswehrersatzamt, Teile InstBtl 131, Feldjägerdienstkommando; Steiger-Kaserne: Verteidigungsbezirkskommando 71 (Stab VBK 71), Panzerartilleriebatallion -> später verlegt, 3./7. Kompanie des Nachschubbataillon 701, Wehrbereichsmusikkorps III; Henne-Kaserne: Transportbataillon 701 (später TrspBtl 133) Einsatz bis 2002, Auflösung TrspBtl 133, Kraftfahrausbildungszentrum; Standortverwaltung in der Thälmannstraße; Haus der Armee (HdA) bis 2002

Die Bundeswehr in Erfurt ab 2002

Ab 2002 wurde die Bundeswehr neu strukturiert. Der Standort Erfurt blieb von diesen Maßnahmen nicht verschont. Einheiten wurden umstrukturiert, aufgelöst oder es entstanden neue Truppenteile. Löberfeldkaserne: Stabsquartier Wehrbereichskommando III (Stab/Stabskompanie) und Landeskommando Thüringen, Musikkorps der Streitkräfte 3 (Wehrbereichsmusikkorps III), 3. /Feldjägerbataillon 351, Fernmeldesektor 701, Kreiswehrersatzamt Erfurt; Hennekaserne: Fernmeldebataillons 383, ab 2005 Führungsunterstützungsbataillon 383, Kraftfahrausbildungszentrum Erfurt, Truppenambulanz ERFURT (Sanitätszentrum Erfurt); Standortverwaltung liegt mit ihren Dienstgebäuden in der Thälmannstraße; Steigerkaserne: Verteidigungsbezirkskommando 71 (in Auflösung); Hubschrauberstaffel SAR Erfurt; Deutscher BundeswehrVerband: Standortkameradschaft des DBwV, Truppenkameradschaften der Truppenteile der Bundeswehr in Erfurt, Kameradschaft Ehemalige/Reservisten/Hinterbliebene Erfurt

Logistikkommando der Bundeswehr 2013

Das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) wurde 2013 in der Löberfeld-Kaserne eingerichtet. Es ist eine Dienststelle der Streitkräftebasis der Bundeswehr und als Kommando für die Führung und Steuerung sämtlicher logistischer Kräfte zuständig. Darüber hinaus stellt es für die Einsatzaufgaben der gesamten Streitkräfte ausgebildete Logistiktruppen bereit. Das LogKdoBw nimmt unterhalb des Bundesministeriums der Verteidigung die Verantwortung für die logistischen Geschäftsprozesse, für die Weiterentwicklung des Logistischen Systems der Bundeswehr sowie für die logistische Ausbildung zentral für die Bundeswehr wahr. (> LogKdoBw)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Unterm mächtigen Zollernhaus. Das preußische Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 68 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Sachzeugnisse im Stadtmuseum