Georgenburse Erfurt

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Georgenburse

vermutlicher Wohnort Luthers als Student und Magister in Erfurt (1501-05)

ab 31. Oktober 2010 Begegnungs- und Bildungsstätte "Studienort der Lutherzeit" mit ökumenischer Pilgerherberge


Die Georgenburse in der Augustinerstraße diente Luther vermutlich als „Studentenwohnheim“, in dem es allerdings recht klösterlich zu ging. Vor 100 Jahren durch Johannes Biereye in ihrer historischen Bedeutung wieder publik gemacht, wird die Burse nun als „Studienort der Lutherzeit“ und Pilgerherberge rekonstruiert.


Bursen waren einst die „Studentenwohnheime“ der Universitäten. In ihnen lebten Studierende und Lehrende gemeinsam in einer fast klösterlich anmutenden Ordnung. Frühes Aufstehen und Schlafengehen, klare Regeln für den Tagesablauf und bescheidener Lebenswandel jenseits der akademischen Festlichkeiten waren in den Bursenordnungen festgeschrieben. Der junge Luther entschied sich 1501 für die Georgenburse in der Augustinerstraße, nur einen Steinwurf vom Collegium maius entfernt, wo er sich als Student immatrikuliert hatte.

Das Wissen um Luthers Burse verdanken wir Prof. Johannes Biereye, langjähriger Vorsitzender des Erfurter Geschichtsvereins. Aus Anlass des Reformationsjubiläums 1917 hatte er sich intensiv mit den Lutherstätten in Erfurt beschäftigt. Biereye wusste, dass nur in einem 1902 entdeckten Brief auf die schon im 16. Jahrhundert geschlossene Georgenburse als Luthers Aufenthaltsort hingewiesen wird. Er konnte diese an der heute bekannten Stelle verorten. Allerdings war der Komplex einst sehr viel größer und reichte bis an die Augustinerstraße heran. Erhalten ist nur der Gebäudeteil im Hinterhof. Dieser freilich geht auch nach Ansicht des Bauhistorikers Dr. Thomas Nitz tatsächlich in seinen ältesten Bauteilen bis auf die Lutherzeit zurück.

Trotz der schmalen Quellenbasis kann man also von der Authentizität der Georgenburse als Lutherstätte ausgehen. Biereye bedauerte vor gut 100 Jahren allerdings, dass die modernen Häuserblocks der Augustinerstraße den Blick auf das historische Gebäude verstellten. Die Fliegerbomben des Zweiten Weltkrieges sollten diese Situation völlig verändern. So konnte man schließlich 1983 im Rahmen des 500. Luthergeburtstages die Chance einer Neugestaltung nutzen. Die Georgenburse wurde rekonstruiert und eine Grünfläche davor angelegt. Der Bauboom nach der „Wende“ hat die Burse allerdings wieder in den Schatten noch modernerer Häuserblocks gestellt. Zumindest bleibt sie aber von der Lehmannsbrücke und dem gegenüber liegenden Gera-Ufer aus sichtbar.

Das Haus steht nun unmittelbar vor einer komplexen Sanierung und Umgestaltung als „Studienort der Lutherzeit“. Dort soll bis zum 31. Oktober 2010 eine Begegnungs- und Bildungsstätte mit ökumenischer Pilgerherberge entstehen, die Schlaglichter auf das einstige Universitätsleben wirft. Die Initiative hierfür ging vom „Bonhoeffer-Haus e.V.“ und “Freundeskreis Georgenburse Erfurt e.V.” aus, zu deren treibenden Kräften Augustinerkloster-Kurator Lothar Schmelz und Oberkirchenrat Dr. Thomas A. Seidel zählen. So entsteht auf halbem Wege zwischen Collegium maius und Augustinerkloster ein weiterer hochkarätiger Erinnerungsort in der Lutherstadt Erfurt.