Georgenburse Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Georgenbursenetz.jpg|360px|right]][[Datei:Georgeburse.Ausstellung.jpg|360px|right]]Das mittelalterliche Studium spielte sich überwiegend in Kollegien und Bursen ab. Die bis zu 1000 Studenten der '''[[Universität Erfurt]]''', mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 die älteste im heutigen Deutschland, mussten in solchen klosterähnlichen Studien- und Wohnstätten Quartier nehmen. Die Kollegien waren angesehene Bursen, in denen zahlreiche Lehrende und Lernende gemeinsam lebten. Das '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''' etwa diente als Hauptsitz der Universität und Sitz der Philosophischen Fakultät. Die privaten Bursen waren dagegen kleiner.  
[[Datei:Georgenbursenetz.jpg|360px|right]][[Datei:Georgeburse.Ausstellung.jpg|360px|right]]Das mittelalterliche Studium spielte sich überwiegend in Kollegien und Bursen ab. Die bis zu 1000 Studenten der '''[[Universität Erfurt]]''', mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 die älteste im heutigen Deutschland, mussten in solchen klosterähnlichen Studien- und Wohnstätten Quartier nehmen. Die Kollegien waren angesehene Bursen, in denen zahlreiche Lehrende und Lernende gemeinsam lebten. Das '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''' etwa diente als Hauptsitz der Universität und Sitz der Philosophischen Fakultät. Die privaten Bursen waren dagegen kleiner.  


Die bekannteste ist die Georgenburse an der Augustinerstraße. Ein Brief des Luther-Verwandten Dietrich Lindemann von 1526 belegt, dass der spätere '''[[Orte der Reformation Erfurt|Reformator]]''' hier vermutlich zwischen 1501 und 1505 als Bursale lebte: ''«Grüßt mir unseren Verwandten M. Luther, der als Baccalaureus mich einst zu Erfurt in der Georgenburse […] einige Tage freundlich aufnahm.»''
Die bekannteste ist die Georgenburse an der Augustinerstraße. Ein Brief des Luther-Verwandten Dietrich Lindemann von 1526 belegt, dass der spätere '''[[Orte der Reformation Erfurt|Reformator]]''' hier vermutlich zwischen 1501 und 1505 als Bursale lebte: "Grüßt mir unseren Verwandten M. Luther, der als Baccalaureus mich einst zu Erfurt in der Georgenburse […] einige Tage freundlich aufnahm." Die Georgenburse wurde 1456 erstmals erwähnt und existierte bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie bestand aus einem ganzen Gebäudekomplex bis zur Augustinerstraße.


Die Georgenburse wurde 1456 erstmals erwähnt und existierte bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie bestand aus einem ganzen Gebäudekomplex bis zur Augustinerstraße.
Im 20. Jahrhundert ins öffentliche Bewusstsein zurück gekehrt, bekam das erhaltene Gebäude im '''[[Luther Ehrung Erfurt 1983|Lutherjahr 1983]]''' sein heutiges Aussehen. Es geht in einzelnen Bauteilen bis ins 14. Jahrhundert zurück, entstand nach neueren Bauforschungen in dieser Form aber wohl erst im späten 16. Jahrhundert. 2010 öffnete hier nach grundhafter Sanierung eine Begegnungs- und Bildungsstätte mit Pilgerherberge, die vom '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' mit betreut wurde. Eine Dauerausstellung (siehe Abb.) beleuchtete das mittelalterliche Universitätsleben sowie die Bedeutung der Lutherstätte (Gestaltung: Dr. Steffen Raßloff und Ulrich Spannaus). Das Interesse an Luthers "Studentenwohnheim" hat beim '''[[500._Reformationsjubilaeum_Luther 2017|500. Reformationsjubiläum 2017]]''' noch weiter zugenommen. Mittlerweile ist das Gebäude allerdings nicht mehr öffentlich zugänglich.
 
Im 20. Jahrhundert ins öffentliche Bewusstsein zurück gekehrt, bekam das erhaltene Gebäude im '''[[Luther Ehrung Erfurt 1983|Lutherjahr 1983]]''' sein heutiges Aussehen. Es geht in einzelnen Bauteilen bis ins 14. Jahrhundert zurück, entstand nach neueren Bauforschungen in dieser Form aber wohl erst im späten 16. Jahrhundert.  
 
2010 öffnete hier nach grundhafter Sanierung eine Begegnungs- und Bildungsstätte mit Pilgerherberge, die vom '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' mit betreut wird. Eine Dauerausstellung (siehe Abb.) beleuchtet das mittelalterliche Universitätsleben sowie die Bedeutung der Lutherstätte (Gestaltung: Dr. Steffen Raßloff und Ulrich Spannaus). Das Interesse an Luthers "Studentenwohnheim" hat beim '''[[500._Reformationsjubilaeum_Luther 2017|500. Reformationsjubiläum 2017]]''' noch weiter zugenommen.


(Text und Fotos: '''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')
(Text und Fotos: '''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')

Version vom 28. Januar 2021, 13:53 Uhr

Georgenburse Erfurt

Die Georgenburse Erfurt gilt als Wohnort Martin Luthers als Student und Magister an der Universität Erfurt 1501-1505.


Georgenbursenetz.jpg
Georgeburse.Ausstellung.jpg

Das mittelalterliche Studium spielte sich überwiegend in Kollegien und Bursen ab. Die bis zu 1000 Studenten der Universität Erfurt, mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 die älteste im heutigen Deutschland, mussten in solchen klosterähnlichen Studien- und Wohnstätten Quartier nehmen. Die Kollegien waren angesehene Bursen, in denen zahlreiche Lehrende und Lernende gemeinsam lebten. Das Collegium maius etwa diente als Hauptsitz der Universität und Sitz der Philosophischen Fakultät. Die privaten Bursen waren dagegen kleiner.

Die bekannteste ist die Georgenburse an der Augustinerstraße. Ein Brief des Luther-Verwandten Dietrich Lindemann von 1526 belegt, dass der spätere Reformator hier vermutlich zwischen 1501 und 1505 als Bursale lebte: "Grüßt mir unseren Verwandten M. Luther, der als Baccalaureus mich einst zu Erfurt in der Georgenburse […] einige Tage freundlich aufnahm." Die Georgenburse wurde 1456 erstmals erwähnt und existierte bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie bestand aus einem ganzen Gebäudekomplex bis zur Augustinerstraße.

Im 20. Jahrhundert ins öffentliche Bewusstsein zurück gekehrt, bekam das erhaltene Gebäude im Lutherjahr 1983 sein heutiges Aussehen. Es geht in einzelnen Bauteilen bis ins 14. Jahrhundert zurück, entstand nach neueren Bauforschungen in dieser Form aber wohl erst im späten 16. Jahrhundert. 2010 öffnete hier nach grundhafter Sanierung eine Begegnungs- und Bildungsstätte mit Pilgerherberge, die vom Augustinerkloster mit betreut wurde. Eine Dauerausstellung (siehe Abb.) beleuchtete das mittelalterliche Universitätsleben sowie die Bedeutung der Lutherstätte (Gestaltung: Dr. Steffen Raßloff und Ulrich Spannaus). Das Interesse an Luthers "Studentenwohnheim" hat beim 500. Reformationsjubiläum 2017 noch weiter zugenommen. Mittlerweile ist das Gebäude allerdings nicht mehr öffentlich zugänglich.

(Text und Fotos: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Georgenburse Erfurt - Studienort der Lutherzeit. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt 47 (2011). S. 28 f.

Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012 (5. Auflage 2019).

Steffen Raßloff: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021.


Siehe auch: Gedenktafel Georgenburse, Erfurter Geschichtsmuseen