Flutgraben: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der 1898 fertig gestellte Flutgraben schützt die Erfurter Innenstadt zuverlässig vor Hochwasser.'''
'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (01.03.2014)'''




Der Flutgraben ist ein 5400 m langer Wassergraben, der zwischen 1890 und 1898 von dem damaligen '''[[Oberbürgermeister Richard Breslau]]''' initiiert, zum Schutz vor Hochwasser, angelegt wurde. Am 14. Oktober 1898 wurde er seiner Bestimmung übergeben. Anschließend schüttete man den inneren Festungsgraben zu und legte eine Ringstraße, den heutigen '''[[Juri-Gagarin-Ring]]''', darauf an. Das Doppelprojekt von Flutgraben und Ring stellt eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte der '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurter Stadtgeschichte]]''' dar. Es wurde möglich durch die '''[[Stadtmauern_Erfurt|Entfestigung]]''' der Stadt nach 1873 in Folge der Reichsgründung von 1871. Über weite Strecken folgt der Verlauf des Flutgrabens dem ehemaligen äußeren Wassergraben der Stadtmauern.
'''Das Ende der Hochwassergefahr'''


Zahlreiche Brücken queren den Flutgraben. Unter anderem die Pförtchenbrücke, die Hohenzollernbrücke, die Krämpfertorbrücke, der Wilhelmssteg und die Schmidtstedter Brücke.
DENKMALE IN ERFURT (139): Der 1898 fertig gestellte Flutgraben schützt die Erfurter Innenstadt zuverlässig vor Hochwasser.  


Seit seiner Fertigstellung schützt der Flutgraben die Stadt Erfurt zuverlässig vor Hochwasser von der Gera.
 
[[Datei:Stadtmodell.jpg|410px|right]]In den letzten Jahren haben immer wieder Flutkatastrophen auch in Deutschland und Thüringen großen Schaden angerichtet. Die Innenstadt von Erfurt stand dabei glücklicherweise kaum im Fokus der Medien. Zu verdanken ist dies einem echten Jahrhundertbauwerk, dem Erfurter Flutgraben. Er stoppte Ende des 19. Jahrhunderts die regelmäßigen Überschwemmungen. Seit Menschengedenken hatte die Gera mit ihren vielen Flussarmen im Altstadtbereich durch das aus dem Thüringer Wald kommende Schmelzwasser sowie sommerliche Gewitter und Starkregen teils verheerende Hochwasserkatastrophen angerichtet. Der Gedenkstein für die Katastrophe von 1374 am Brühler Garten erinnert beispielhaft hieran.
 
Der 5,4 Kilometer lange Flutgraben setzte dem nun ein Ende. Wesentlicher Initiator war der damalige Oberbürgermeister Richard Breslau, dem man zu Recht auch als „Vater des modernen Erfurt“ bezeichnet hat. Das Denkmal für diesen verdienstvollen OB hat denn auch später einen Platz direkt am Flutgraben in der Löberstraße gefunden. Am 14. Oktober 1898 wurde das Wasserbauwerk nach achtjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Anschließend schüttete man den inneren Festungsgraben zu und legte eine Ringstraße, den heutigen Juri-Gagarin-Ring, darauf an. Die Baukosten betrugen seinerzeit stolze 1,7 Millionen Mark, die von der Stadt Erfurt aufgebracht wurden. Während der Bauarbeiten bewegte man 560.000 Kubikmeter Erdreich. Hinzu kamen zahlreiche Brücken, wie die Pförtchenbrücke, die Hohenzollernbrücke, die Krämpfertorbrücke, der Wilhelmssteg und die Schmidtstedter Brücke.
 
Das Doppelprojekt von Flutgraben und Ring stellt eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte der Erfurter Stadtgeschichte dar. Es wurde möglich durch die Entfestigung der Stadt nach 1873 in Folge der Reichsgründung von 1871. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten verschwanden die gewaltigen Befestigungen, an die nur noch wenige Reste wie an der Kreuzung von Johannesstraße und Juri-Gagarin-Ring erinnern. Über weite Strecken folgt der Verlauf des Flutgrabens dem ehemaligen äußeren Wassergraben der Stadtmauern. Gut nachvollziehen kann man dies am großen Stadtmodell von Robert Huth im Stadtmuseum in der Johannesstraße, das Erfurt unmittelbar vor der Entfestigung zeigt (Foto: Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban). Seit seiner Fertigstellung schützt der Flutgraben vom Papierwehr am Dreienbrunnenbad im Süden bis zum erneuten Zusammenfluss mit der Gera am Nettelbeckufer im Norden die Stadt Erfurt zuverlässig vor Hochwasser.
 
 
'''Lesetipp:'''
 
Steffen Raßloff: '''Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 78 f.
 
 
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Gedenktafel_Hochwasser_1374|Hochwasser 1374]]''', '''[[Stadtmauern Erfurt|Stadtbefestigungen]]''', '''[[Richard Breslau Denkmal|Richard Breslau]]''', '''[[Juri-Gagarin-Ring]]''', '''[[Geschichte Parks und Gärten]]''', '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', '''[[Praesentation_Stadtmodell_Stadtmuseum_Erfurt|Stadtmodell]]'''

Version vom 16. März 2021, 16:19 Uhr

Flutgraben

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (01.03.2014)


Das Ende der Hochwassergefahr

DENKMALE IN ERFURT (139): Der 1898 fertig gestellte Flutgraben schützt die Erfurter Innenstadt zuverlässig vor Hochwasser.


Stadtmodell.jpg

In den letzten Jahren haben immer wieder Flutkatastrophen auch in Deutschland und Thüringen großen Schaden angerichtet. Die Innenstadt von Erfurt stand dabei glücklicherweise kaum im Fokus der Medien. Zu verdanken ist dies einem echten Jahrhundertbauwerk, dem Erfurter Flutgraben. Er stoppte Ende des 19. Jahrhunderts die regelmäßigen Überschwemmungen. Seit Menschengedenken hatte die Gera mit ihren vielen Flussarmen im Altstadtbereich durch das aus dem Thüringer Wald kommende Schmelzwasser sowie sommerliche Gewitter und Starkregen teils verheerende Hochwasserkatastrophen angerichtet. Der Gedenkstein für die Katastrophe von 1374 am Brühler Garten erinnert beispielhaft hieran.

Der 5,4 Kilometer lange Flutgraben setzte dem nun ein Ende. Wesentlicher Initiator war der damalige Oberbürgermeister Richard Breslau, dem man zu Recht auch als „Vater des modernen Erfurt“ bezeichnet hat. Das Denkmal für diesen verdienstvollen OB hat denn auch später einen Platz direkt am Flutgraben in der Löberstraße gefunden. Am 14. Oktober 1898 wurde das Wasserbauwerk nach achtjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Anschließend schüttete man den inneren Festungsgraben zu und legte eine Ringstraße, den heutigen Juri-Gagarin-Ring, darauf an. Die Baukosten betrugen seinerzeit stolze 1,7 Millionen Mark, die von der Stadt Erfurt aufgebracht wurden. Während der Bauarbeiten bewegte man 560.000 Kubikmeter Erdreich. Hinzu kamen zahlreiche Brücken, wie die Pförtchenbrücke, die Hohenzollernbrücke, die Krämpfertorbrücke, der Wilhelmssteg und die Schmidtstedter Brücke.

Das Doppelprojekt von Flutgraben und Ring stellt eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte der Erfurter Stadtgeschichte dar. Es wurde möglich durch die Entfestigung der Stadt nach 1873 in Folge der Reichsgründung von 1871. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten verschwanden die gewaltigen Befestigungen, an die nur noch wenige Reste wie an der Kreuzung von Johannesstraße und Juri-Gagarin-Ring erinnern. Über weite Strecken folgt der Verlauf des Flutgrabens dem ehemaligen äußeren Wassergraben der Stadtmauern. Gut nachvollziehen kann man dies am großen Stadtmodell von Robert Huth im Stadtmuseum in der Johannesstraße, das Erfurt unmittelbar vor der Entfestigung zeigt (Foto: Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban). Seit seiner Fertigstellung schützt der Flutgraben vom Papierwehr am Dreienbrunnenbad im Süden bis zum erneuten Zusammenfluss mit der Gera am Nettelbeckufer im Norden die Stadt Erfurt zuverlässig vor Hochwasser.


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 78 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Hochwasser 1374, Stadtbefestigungen, Richard Breslau, Juri-Gagarin-Ring, Geschichte Parks und Gärten, Stadtmuseum Erfurt, Stadtmodell