Armenburse Universität Kreuzsand

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Armenburse der Alten Universität

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (05.07.2014)


BAföG des Mittelalters

DENKMALE IN ERFURT (156): In Armenbursen lebten früher mittellose Studenten der Universität Erfurt.


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Das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAföG, erleichtert seit 1971 Abiturienten aus weniger wohlhabenden Familien den Zugang zum Studium. Gestaffelt nach dem Einkommen der Eltern bekommen sie monatliche Zahlungen, die nach dem Ende der Hochschulausbildung zurückerstattet werden müssen. Die Verabschiedung jenes Gesetzes stellt einen Meilenstein bei der Erhöhung der Chancengleichheit im Bildungswesen der Bundesrepublik dar, während gleichzeitig auch in der DDR die sozialen Hürden für den Hochschulbesuch gesenkt wurden. Seit 1990 profitieren nun auch die Erfurter Studenten vom BAföG. Wie aber stand es zuvor um den Zugang zur begehrten höheren Bildung?

Über Jahrhunderte begann die soziale Schere schon in der Schule. Nur gutsituierten Bürgern war es möglich, ihre Söhne auf entsprechende Einrichtungen zu schicken, die die Voraussetzungen für einen Universitäts-Besuch boten. Mit der Formalisierung der Schulbildung im 19. Jahrhundert verstärkte sich dieser Trend. Noch 1929 gingen in Erfurt nur 2,3 Prozent der Jungen von der Volksschule auf das Gymnasium. Dennoch gab es seit dem Mittelalter auch Möglichkeiten der Förderung von besonders talentierten Schülern. Stipendien und Freitische sollten ihnen den Besuch der Lateinschule und das anschließende Universitätsstudium möglich machen. Das Studium selbst war durch das Wohnen und Lernen in einem Kolleg oder in einer Burse entscheidend strukturiert. Alle Studenten waren verpflichtet, in solchen klosterähnlich organisierten Wohnheimen mit ihren Lehrern gemeinsam zu leben. Dies galt auch für die Alma mater Erfordensis, die 1379 als älteste im heutigen Deutschland gegründete Universität Erfurt.

Hier nun konnten wohlhabende Gönner gottgefällig wirken. Bis heute steht die Bursa pauperum, die Armenburse am Kreuzsand hinter der Krämerbrücke, für diese historische Form der Ausbildungsförderung. Der Breslauer Kanoniker Nikolaus von Gleiwitz hatte die Burse als Stiftung testamentarisch 1418 für arme schlesische Studenten errichten lassen. Fast bis zum Ende der alten Universität 1816 konnten hier junge Männer, anfangs nur aus der Heimat des reichen Kanonikus, bis zu fünf Jahre studieren und damit den Grad eines Magister artium erlangen. Sie waren dort in unmittelbarer Nähe des Collegium maius, des Hauptgebäudes der Universität in der Michaelisstraße, gut untergebracht und erhielten pro Jahr 15-18 rheinische Gulden Unterstützung. Die beiden romantisch am Gera-Ufer gelegenen gotischen Fachwerkbauten gehören damit, auch wenn sie nach 1989 weitgehend rekonstruiert wurden, zugleich zu den ältesten erhaltenen Zeugen der alten Universität. Hieran erinnert eine Gedenktafel, gestiftet von der Universitätsgesellschaft Erfurt. (Foto: Alexander Raßloff)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Älteste und jüngste Universität. Die Alma Mater Erfordensis. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 36 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Universität Erfurt