500. Reformationsjubilaeum 2017 Kirchen

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Auf dem Weg zu LUTHER 2017

Beitrag der TA-Serie Auf dem Weg zu LUTHER 2017 von Dr. Steffen Raßloff (14.11.2015)


Erfordia turrita

Auf dem Weg zu LUTHER 2017 (6): Unter Erfurts Gotteshäusern finden sich zahlreiche Luther- und Reformationsstätten


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Martin Luther sprach einst von der „Erfordia turrita“, dem „türmereichen Erfurt“. Etwa 45 Gotteshäuser reckten um 1500 ihre Türme gen Himmel, überragt von den „Stadtkronen“ Dom und Severikirche auf dem Domhügel und der Peterskirche auf dem Petersberg. Jene außergewöhnliche Silhouette brachte der Mittelaltermetropole auch den Beinamen „thüringisches Rom“ ein. Etwa ein halbes Dutzend dieser Kirchen kann sich mit gutem Recht Lutherstätte nennen oder ist eng mit der Reformation verbunden. Sie werden im Jubiläumsjahr 2017 neben Augustinerkloster, Collegium maius und Georgenburse sowie den Museen der Stadt sicher besonderes Interesse auf sich ziehen.

Nach der Augustinerkirche die wohl bedeutendste Lutherstätte ist die Michaeliskirche. Sie diente als Universitätskirche, die der Studiosus Martinus Ludher regelmäßig besucht haben dürfte. 1522 hielt der Reformator hier eine streitbare Predigt gegen die Altgläubigen. Die Michaeliskirche kann zugleich mit der wohl spektakulärsten Entdeckung jüngster Zeit in der Erfurter Geschichtslandschaft aufwarten. Im vergangenen Herbst identifizierte der Historiker Tim Erthel den als verschollen geltenden Grabstein des Theologen und Lutherfreundes Johannes Lang. Damit hat der „Reformator Erfurts“ pünktlich vor dem großen Jubiläumsjahr buchstäblich wieder ein (wenn auch recht verwittertes) Gesicht bekommen (Foto: Tim Erthel). Auch zahlreiche weitere Grabplatten sollen mit Hilfe des Freundeskreises Michaelis, der Universität und des Erfurter Geschichtsvereins erforscht und restauriert werden.

Die Kaufmannskirche am Anger, in der sich später die Eltern von Johann Sebastian Bach das Ja-Wort gaben, wurde 1522 zweimal Schauplatz bedeutender Reformationspredigten Luthers. Dank denkmalpflegerischer Arbeiten ist das Gotteshaus an Erfurts beliebter Flaniermeile auf 2017 bestens vorbereitet. Der letzte große Auftritt Luthers als Prediger fand 1529 in der Barfüßerkirche statt. Seit 1945 Ruine, konnte im Lutherjahr 1983 der Chor als Museum wieder belebt werden. Den seit einiger Zeit geschlossenen Chorraum möchte das Stadtmuseum 2017 in die Sonderausstellung zu den Erfurter Bettelorden mit einbeziehen. Trotz Bundesförderung und klarer Zielvorgabe im 2013 beschlossenen Kulturkonzept lehnte der Stadtrat jedoch bisher die nötigen Sanierungsmittel ab. Viele Kulturfreunde hoffen dennoch, dass die Landeshauptstadt das national bedeutsame Denkmal bis zum Reformationsjubiläum in einen nutzbaren Zustand versetzt. Zu den weithin noch unentdeckten Kunstschätzen gehört das bemalte Holzmodell von Luthers Grabplatte in der Andreaskirche. Selbst der Dom, Kathedrale des katholischen Bistums Erfurt, ist eine wichtige Lutherstätte. Hier erhielt der spätere Reformator 1507 seine Priesterweihe und war als junger Theologie-Dozent aktiv.


Siehe auch: 500. Reformationsjubiläum 2017, Luther und Erfurt, Michaeliskirche, Johannes-Lang-Grabstein, Barfüßerkirche Luther-Jubiläum 1983, Dom