Petersberg

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Petersberg

Der Petersberg ist ein Höhenzug im Nordwesten der Erfurter Altstadt mit einem ehemaligem Bendiktinerkloster. Dort wurde ab 1665 die Zitadelle Petersberg errichtet, eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen Europas.


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Der Petersberg am Rande der Erfurter Altstadt, auf dem sich Spuren menschlicher Besiedlung bis in die Steinzeit zurück finden, war ursprünglich wohl Kultstätte, Fliehburg und Königspfalz. 1060 wurde ein dortiges Chorherrenstift in das Benediktinerkloster St. Peter und Paul umgewandelt. 1103 bis 1147 erfolgte nach einem Brand die Neuerrichtung mit der romanischen Peterskirche, der strahlenden Stadtkrone neben dem Domhügel. Das Peterskloster stieg zu einem der bedeutendsten in Thüringen auf. Fünf Reichstage hielt allein Kaiser Friedrich I. Babarossa ab; vermutlich hier unterwarf sich ihm 1181 Heinrich der Löwe. 1803 wurde das Kloster durch die Preußen aufgehoben. Während der Befreiungskriege durch die Beschießung vom 6. November 1813 in Brand geraten, wurden die Reste des Klosters bis auf den Torso der Peterskirche (Abb.1, Alexander Raßloff) durch die Preußen abgetragen und die Defensionskaserne errichtet.

Nach der Mainzer Reduktion 1664 ließ Erzbischof Johann Philipp von Schönborn in der unterworfenen Stadt Erfurt ab 1665 die Zitadelle Petersberg errichten. Als Symbol der Macht wirkt dabei bis heute das prächtige Portal des Kommandantenhauses (Abb. 2, Alexander Raßloff). Am Bau der Festung wirkten bekannte Festungsbaumeister mit, so der aus Italien stammende Antonio Petrini und Maximilian von Welsch. Abwechselnd waren hier kurmainzische, kaiserliche, französische und preußischen Truppen stationiert. In der Weimarer Republik hatten sich während des Kapp-Putsches 1920 die Reichswehr, Polizei und das Freikorps Thüringen hier verschanzt. Von 1933 an wurden verhaftete Antifaschisten in das Polizeigefängnis verschleppt und Deserteure auf dem Festungsgelände erschossen. In der DDR wurden Teile der Anlage von Polizei und Staatssicherheit genutzt, aber auch die touristische Nutzung nahm in den 1960er-Jahren erste Anfänge.

Nach 1989/90 rückte der Petersberg in den Fokus der Öffentlichkeit. Im direkten Vorfeld der Zitadelle entstand 1999 der moderne Neubau für das Bundesarbeitsgericht. Für die Bundesgartenschau 2021 wurde die dank der Bauhütte Petersberg weitgehend sanierte Stadtfestung als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens stärker erlebbar gemacht. Eine Initiative engagierter Bürger um Historiker Dr. Steffen Raßloff und Heimatmaler Jürgen Valdeig für die Peterskirche wurde 2014 mit der Projektidee "Eine neue Stadtkrone für Erfurt" aufgegriffen. Diese stellte sich als Ziele unter anderem die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" der Kirche, die für die Buga umgesetzt wurde. Neben der Neugestaltung des Plateaus ermöglichen ein Panoramaweg und Glasaufzug die barrierefreie Erschließung vom Domplatz. Im Kommandantenhaus und in einem modernen Empfangszentrum wurde eine Ausstellung zur Geschichte des Petersbergs eröffnet, die Defensionskaserne wird zum Campus für Unternehmen und Startups, für Kreative und Kulturschaffende, für Wissenschaft und Gesellschaft umgebaut. Das Vorhaben, dort (statt eines angedachten Landesmuseums bzw. Kulturhistorischen Museums) ein kommunales Pop-Up-Museum anzusiedeln, ist sehr umstritten.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Kloster und Festung. Beiträge zur Geschichte des Erfurter Petersbergs (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 15). Petersberg 2022.

350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Hg. Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.

Steffen Raßloff: Gewaltige Festung. Die Zitadelle Petersberg. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 56 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Peterskirche, Peterskloster, 350. Jubiläum als Zitadelle, Petersbergportal, Petersberg NS-Zeit, Cyriaksburg, Militär in Erfurt, preußische Garnison