Nietzsche Gedaechtnishalle Weimar: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Steffen Raßloff:''' '''[[Der "Mustergau" Thüringen im Nationalsozialismus|Der "Mustergau". Thüringen zur Zeit des Nationalsozialismus]]'''. München 2015.
'''Steffen Raßloff:''' '''[[Mustergau Thueringen Nationalsozialismus|Der "Mustergau". Thüringen zur Zeit des Nationalsozialismus]]'''. München 2015.




Siehe auch: '''[[Der Mustergau Thüringen im Nationalsozialismus|Thüringen im Nationalsozialismus]]''', '''[[Geschichte Thüringens]]''', '''[https://www.klassik-stiftung.de/forschung/kolleg-friedrich-nietzsche/ Nietzsche-Kolleg Weimar]'''
Siehe auch: '''[[Der Mustergau Thüringen im Nationalsozialismus|Thüringen im Nationalsozialismus]]''', '''[[Geschichte Thüringens]]''', '''[https://www.klassik-stiftung.de/forschung/kolleg-friedrich-nietzsche/ Nietzsche-Kolleg Weimar]'''

Aktuelle Version vom 22. Februar 2019, 10:06 Uhr

Nietzsche-Gedächtnishalle Weimar

Nietzsche-Gedächtnishalle ist bedeutender Erinnerungsort

Das Nietzsche-Kolleg der Klassik Stiftung Weimar könnte die komplexe Geschichte des historischen Ortes aufarbeiten.


Nietzsche-Archiv.JPG

Die aktuelle Frage nach der Zukunft der vom Verfall bedrohten Nietzsche-Gedächtnishalle in Weimar lenkt den Fokus auf ein schwieriges Kapitel unserer jüngeren Landesgeschichte. Im Dritten Reich 1933-1945 bemühte sich NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel intensiv um die Profilierung Thüringens als „Mustergau“. Neben der NS-Gewaltherrschaft und Rüstungswirtschaft lag ein wesentlicher Akzent dabei auf der Kultur.

Ein Hauptelement bildete der Ausbau Weimars zu einer repräsentativen Gauhauptstadt. Entgegen kam Sauckel hierbei die Vorliebe Adolf Hitlers für die Klassikerstadt. Weimar sollte zum Muster aller deutschen Gauhauptstädte werden. Herzstück war das „Gauforum“, der heutige Weimarplatz, mit wuchtigen NS-Herrschaftsbauten und einer für 20.000 Zuschauer konzipierten „Halle der Volksgemeinschaft“.

Zur Profilierung gehörten aber auch Investitionen in Klassikerstätten wie das Goethe-Nationalmuseum und eben jene Nietzsche-Gedächtnishalle. Seit 1897 war in der „Villa Silberblick“ in der Humboldtstraße das Nietzsche-Archiv untergebracht (Foto: David Wen Riccardi-Zhu). Hier hatte der Philosoph, gepflegt von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche, die letzten Jahre seines Lebens verbracht. Nach 1933 baute man mit persönlicher Unterstützung Hitlers auf dem Parkgelände eine Gedächtnishalle. Nietzsche, einem der Stichwortgeber der NS-Ideologie, sollte hier pseudoreligiös gehuldigt werden. Baulich weitgehend fertiggestellt, konnte die Einrichtung zu Kriegsende nicht mehr eingeweiht werden.

Heute bewahrt die Klassik Stiftung Weimar das Nietzsche-Archiv in der „Villa Silberblick“. Die benachbarte Nietzsche-Gedächtnishalle dagegen ist nach Jahrzehnten der Nutzung durch den DDR-Rundfunk und den MDR seit 2006 in Privatbesitz dem Verfall preisgegeben. Jetzt spricht man von Zwangsversteigerung. Für einen derart exponierten Ort der jüngeren Geschichte Thüringens kommt nach Ansicht des Autors zukünftig nur eine öffentliche Nutzung in Frage.

Das Nietzsche-Archiv weist in eine mögliche Richtung. Schon vor Jahren hatte man sich großzügigere Räumlichkeiten für das 1999 in der „Villa Silberblick“ gegründete Kolleg Friedrich Nietzsche erhofft. Diese Einrichtung der Klassik-Stiftung versteht sich in Anknüpfung an Vorstellungen Nietzsches als „freier Ort der philosophischen Auseinandersetzung und der wissenschaftlichen Reflexion der modernen Lebenswelt“. Das international renommierte Kolleg könnte das Erbe des großen Philosophen und dessen schwierige Rezeptionsgeschichte weiter kritisch aufarbeiten.

(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine vom 28.11.2016)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Der "Mustergau". Thüringen zur Zeit des Nationalsozialismus. München 2015.


Siehe auch: Thüringen im Nationalsozialismus, Geschichte Thüringens, Nietzsche-Kolleg Weimar