Kindergarten Friedrich Froebel Thueringen

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Friedrich Fröbel und der Kindergarten

Friedrich Fröbel gründete 1840 in Bad Blankenburg den ersten Kindergarten und revolutionierte damit die frühkindliche Erziehung. Mittlerweile knüpfen Kindergärten in aller Welt an das pädagogische Konzept des Thüringers an.


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Das Kulturland Thüringen hat immer wieder auch der Bildung wichtige Impulse gegeben. Die Kleinstaatenfürsten zogen profilierte Pädagogen an ihre Residenzen, die das Schulwesen erneuerten. So gilt Herzog Ernst der Fromme in Gotha als einer der ersten Landesväter, der im 17. Jahrhundert die Schulpflicht einführte. Von der philanthropischen Erziehungsanstalt Christian Gotthilf Salzmanns in Schnepfenthal (1784) bis hin zum Jena-Plan Peter Petersens (1927) zieht sich die Spur moderner reformpädagogischer Neuansätze.

Der nachhaltigste Beitrag zur Bildungsgeschichte ist die Erfindung des Kindergartens durch Friedrich Fröbel – ein echtes historisches Highlight. Fröbel wurde 1782 in Oberweißbach im Thüringer Wald geboren und entstammte wie so viele bedeutende Geister einem evangelischen Pfarrhaus. Das besondere Verdienst des Pädagogen und Pestalozzi-Schülers besteht neben seinen Beiträgen zur Schulentwicklung darin, die Bedeutung der frühen Kindheit erkannt sowie hierfür ein System von Liedern, Beschäftigungen und Spielgaben (Kugel, Walze, Würfel) geschaffen zu haben.

Sein 1840 eröffneter Kindergarten in Bad Blankenburg unterschied sich von den üblichen „Kinderbewahranstalten“ durch das pädagogische Konzept von Bildung, Erziehung und Betreuung mit ausgebildetem Personal. Für letzteres konnte Fröbel im Marienthaler Schlösschen bei Bad Liebenstein 1850 die erste Kindergärtnerinnenschule einrichten. Bis heute steht die anregende Förderung des Spiels von Kindern und die Unterstützung bei deren Eroberung ihrer Umwelt im Mittelpunkt. Dieses Konzept hatte im Sinne der Aufklärung den frei denkenden und selbsttätigen Menschen zum Ziel. Das besaß Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus politische Brisanz und führte 1851 zum Verbot des Kindergartens in Preußen.

Herzstück der heutigen Erinnerungskultur ist das Friedrich-Fröbel-Museum Bad Blankenburg am Ursprungsort des Kindergartens, dem „Haus über dem Keller“ (Foto: Manfi.B., Wikipedia). Die Stadt hatte Fröbel 1839 das Gebäude zur Erprobung seines Konzeptes zur Verfügung gestellt. Das Museum ist ein lebendiger Begegnungsort, der sich dem Wirken Fröbels widmet. Weitere Erinnerungsstätten finden sich in seiner Geburtsstadt mit dem Memorialmuseum Fröbelhaus Oberweißbach und nahe Bad Blankenburg mit der Freien Fröbelschule und dem Fröbelschulmuseum Keilhau. 1852 in Marienthaler Schlösschen verstorben, fand Fröbel auf dem Friedhof des Bad Liebensteiner Ortsteils Schweina seine letzte Ruhestätte.

Darüber hinaus kann man jede der unzähligen vorschulischen Einrichtungen weltweit als Fröbel-Erinnerungsort ansehen. Der in viele Sprachen übernommene Begriff Kindergarten steht dabei für fortschrittliche Erziehung Made in Germany. Am 21. April, Fröbels Geburtstag, gibt es den internationalen Kindergarten-Tag, der beispielsweise in den USA als National Kindergarten Day begangen wird. Ausgerechnet in seinem Herkunftsland Deutschland ist man jedoch dabei, den Kindergarten durch die bürokratische Ersatzbezeichnung Kindertagesstätte (Kita) zu verdrängen. Nicht nur in Bad Blankenburg bemühen sich deshalb Fröbel-Anhänger darum, das bedeutende pädagogische Erbe des Thüringers zu erhalten.

Steffen Raßloff: Der Kindergarten. Friedrich Fröbel und Thüringen. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018. S. 76 f.


Fröbel-Freunde aus aller Welt bemühen sich darum, den international verbreiteten Begriff Kindergarten zu bewahren, der in Deutschland und auch in seinem Herkunftsland Thüringen durch bürokratische Ersatzbegriffe verdrängt zu werden droht. Der KINDERGARTEN steht für ein bedeutendes humanistisches Erbe, für die bahnbrechende Entwicklung frühkindlicher Erziehung im 19. Jahrhundert.

> Petition zum Erhalt des Begriffes Kindergarten beim Thüringer Landtag

> Fröbeldekade 2013-2022 (Informationen zu Friedrich Fröbel und dem Kindergarten)


Thüringer Allgemeine vom 15.12.2018

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