Kasernen Wehrmacht: Unterschied zwischen den Versionen

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
= Wehrmachts-Kasernen =
= Wehrmachts-Kasernen =


'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (19.04.2014)'''
'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]] (19.04.2014)'''




Zeile 9: Zeile 9:




[[Datei:Garnisonlazarett1.jpg|380px|right]][[Datei:Garnisonlazarett2.jpg|380px|right]]Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg lehnte eine große Mehrheit der Deutschen die Regelungen des Friedensvertrages ab. Der Versailler Vertrag von 1919 hatte Deutschland nicht nur die Schuld am Krieg zugesprochen, sondern auch erhebliche Einschränkungen wie Reparationsleistungen, Gebietsverluste und die Begrenzung des Militärs auf 100.000 Mann gebracht. Hiergegen gab es auch in Erfurt große Protestdemonstrationen. Nicht zuletzt die Entmilitarisierung traf die Garnisonsstadt Erfurt wirtschaftlich und mental hart. Umso größer war die Freude, als 1925 zumindest „die schmucken Reiter“ einer kleinen Kavallerieeinheit in die Jägerkaserne am Südfriedhof einzogen, wie der Verwaltungsbericht der Stadt festhält. Bei allen Schattenseiten des Militarismus, die auch die Zeitgenossen durchaus wahrnahmen, besaß das Heer als Symbol nationaler Stärke in  verklärter Rückschau auf die „gute alte Zeit“ des Kaiserreiches noch immer hohes Ansehen.  
[[Datei:Garnisonlazarett1.jpg|360px|right]][[Datei:Garnisonlazarett2.jpg|360px|right]]Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg lehnte eine große Mehrheit der Deutschen die Regelungen des Friedensvertrages ab. Der Versailler Vertrag von 1919 hatte Deutschland nicht nur die Schuld am Krieg zugesprochen, sondern auch erhebliche Einschränkungen wie Reparationsleistungen, Gebietsverluste und die Begrenzung des Militärs auf 100.000 Mann gebracht. Hiergegen gab es auch in Erfurt große Protestdemonstrationen. Nicht zuletzt die Entmilitarisierung traf die Garnisonsstadt Erfurt wirtschaftlich und mental hart. Umso größer war die Freude, als 1925 zumindest „die schmucken Reiter“ einer kleinen Kavallerieeinheit in die Jägerkaserne am Südfriedhof einzogen, wie der Verwaltungsbericht der Stadt festhält. Bei allen Schattenseiten des Militarismus, die auch die Zeitgenossen durchaus wahrnahmen, besaß das Heer als Symbol nationaler Stärke in  verklärter Rückschau auf die „gute alte Zeit“ des Kaiserreiches noch immer hohes Ansehen.  


Es gehörte daher zur Überzeugungskraft der NS-Diktatur Adolf Hitlers seit 1933, die Nachkriegsordnung innerhalb weniger Jahre über den Haufen zu werfen. Die Beschränkungen wurden Schritt für Schritt abgebaut und 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Dies diente dazu, das Land für die weitergehenden Ziele des Dritten Reiches kriegsbereit zu machen. Schon am 8. Oktober 1935 empfingen die Erfurter auf dem Domplatz die ersten Soldaten der fortan rasant ausgebauten Garnison. Im Stadtbild am deutlichsten sichtbar wird dies noch immer in den zahlreichen Kasernenkomplexen rund um die Stadt.  Neben dem Fliegerhorst in Bindersleben für die neue Luftwaffe und einem großen Garnisonlazarett entstanden fünf Kasernenkomplexe: die Löberfeld-Kaserne und Steiger-Kaserne für die neue Panzertruppe (1935), die Gneisenau-Kaserne und Blumenthal-Kaserne (1938) für die Infanterie sowie die Henne-Kaserne (1938) für die Artillerie.   
Es gehörte daher zur Überzeugungskraft der NS-Diktatur Adolf Hitlers seit 1933, die Nachkriegsordnung innerhalb weniger Jahre über den Haufen zu werfen. Die Beschränkungen wurden Schritt für Schritt abgebaut und 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Dies diente dazu, das Land für die weitergehenden Ziele des Dritten Reiches kriegsbereit zu machen. Schon am 8. Oktober 1935 empfingen die Erfurter auf dem Domplatz die ersten Soldaten der fortan rasant ausgebauten Garnison. Im Stadtbild am deutlichsten sichtbar wird dies noch immer in den zahlreichen Kasernenkomplexen rund um die Stadt.  Neben dem Fliegerhorst in Bindersleben für die neue Luftwaffe und einem großen Garnisonlazarett entstanden fünf Kasernenkomplexe: die Löberfeld-Kaserne und Steiger-Kaserne für die neue Panzertruppe (1935), die Gneisenau-Kaserne und Blumenthal-Kaserne (1938) für die Infanterie sowie die Henne-Kaserne (1938) für die Artillerie.   

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 13:18 Uhr

Wehrmachts-Kasernen

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (19.04.2014)


Der Weg in den Krieg

DENKMALE IN ERFURT (145): Die zahlreichen Kasernenkomplexe in und um Erfurt stehen für die Wiederaufrüstung Deutschlands nach 1935.


Garnisonlazarett1.jpg
Garnisonlazarett2.jpg

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg lehnte eine große Mehrheit der Deutschen die Regelungen des Friedensvertrages ab. Der Versailler Vertrag von 1919 hatte Deutschland nicht nur die Schuld am Krieg zugesprochen, sondern auch erhebliche Einschränkungen wie Reparationsleistungen, Gebietsverluste und die Begrenzung des Militärs auf 100.000 Mann gebracht. Hiergegen gab es auch in Erfurt große Protestdemonstrationen. Nicht zuletzt die Entmilitarisierung traf die Garnisonsstadt Erfurt wirtschaftlich und mental hart. Umso größer war die Freude, als 1925 zumindest „die schmucken Reiter“ einer kleinen Kavallerieeinheit in die Jägerkaserne am Südfriedhof einzogen, wie der Verwaltungsbericht der Stadt festhält. Bei allen Schattenseiten des Militarismus, die auch die Zeitgenossen durchaus wahrnahmen, besaß das Heer als Symbol nationaler Stärke in verklärter Rückschau auf die „gute alte Zeit“ des Kaiserreiches noch immer hohes Ansehen.

Es gehörte daher zur Überzeugungskraft der NS-Diktatur Adolf Hitlers seit 1933, die Nachkriegsordnung innerhalb weniger Jahre über den Haufen zu werfen. Die Beschränkungen wurden Schritt für Schritt abgebaut und 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Dies diente dazu, das Land für die weitergehenden Ziele des Dritten Reiches kriegsbereit zu machen. Schon am 8. Oktober 1935 empfingen die Erfurter auf dem Domplatz die ersten Soldaten der fortan rasant ausgebauten Garnison. Im Stadtbild am deutlichsten sichtbar wird dies noch immer in den zahlreichen Kasernenkomplexen rund um die Stadt. Neben dem Fliegerhorst in Bindersleben für die neue Luftwaffe und einem großen Garnisonlazarett entstanden fünf Kasernenkomplexe: die Löberfeld-Kaserne und Steiger-Kaserne für die neue Panzertruppe (1935), die Gneisenau-Kaserne und Blumenthal-Kaserne (1938) für die Infanterie sowie die Henne-Kaserne (1938) für die Artillerie.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1939-1945 zogen bald wieder Einheiten der Kasernierten Volkspolizei (KVP) und der 1956 gegründeten Nationalen Volksarmee (NVA) in die Kasernen ein. Heute nutzt die Bundeswehr nicht mehr alle Komplexe, die teils völlig andere Nutzungen erhielten. In der einstigen Gneisenau-Kaserne in der Kranichfelder Straße haben sich Polizei und Sozialversicherung angesiedelt, in der Steiger-Kaserne das Hauptzollamt. Das große Garnisonlazarett in der Werner-Seelenbinder-Straße dient dem Sozialministerium als Bürogebäude, ergänzt um den Neubau für das benachbarte Kultusministerium (siehe Abb.). In die Blumenthal-Kaserne an der Jenaer Straße ist das Finanzministerium eingezogen, der Fliegerhorst der Luftwaffe hat sich längst zum Flughafen Erfurt-Weimar gewandelt. (Fotos: Stadtmuseum Erfurt, Alexander Raßloff)


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Militär in Erfurt, Erfurt im Nationalsozialismus