Jahresschwerpunkte Geschichte 2016

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Historische Jahresthemen 2016

Anfang und Ende

Vor 200 Jahren wurde der preußische Regierungsbezirk Erfurt gegründet und die Universität geschlossen.


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Im kommenden Jahr 2016 jährt sich zum 200. Male die Gründung der preußischen Provinz Sachsen 1816. Diese völlig neue und territorial zersplitterte Verwaltungseinheit des Königreiches Preußen reichte von der Altmark im Norden bis südlich des Rennsteigs in Thüringen. Sie umfasste auch viele Gebiete, die vor der napoleonischen Zeit anderen Herrschern gehört hatten. Hierzu zählten auch die vormals kurmainzischen Besitzungen um Erfurt und im Eichsfeld. Zusammen mit weiteren „Neupreußen“ gehörten die Erfurter nun zum Regierungsbezirk Erfurt. In der alten thüringischen Metropole und Festungsstadt siedelte man offiziell am 3. April 1816 den Sitz des Regierungspräsidenten an. Der Verwaltungschef leitete die Geschicke „Preußisch-Thüringens“ bis 1945 von der heutigen Staatskanzlei am Hirschgarten und zuletzt vom heutigen Landtagsaltbau in der Arnstädter Straße aus.

Dass das Thema preußisches Thüringen hinter 200 Jahren Verfassung in Sachsen-Weimar-Eisenach und der doppelten Landesausstellung zu den Ernestinern in Weimar und Gotha nicht allzu sehr in den Schatten rückt, dafür will unter anderem der Erfurter Geschichtsverein mit seiner Fachtagung „200 Jahre Regierungsbezirk Erfurt“ am 23. April 2016 im Rathausfestsaal sorgen. Er kooperiert dabei mit der Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte Thüringens unter Leitung von Stefan Gerber in Jena. Gerber wird einen der Vorträge halten, den anderen der Erfurter Historiker Steffen Raßloff.

Ein weiteres Kapitel Erfurter Stadtgeschichte, das eng mit den Preußen verbunden ist, gehört eher zu den weniger schönen. Die Schließung der Universität per Order von König Friedrich Wilhelm III. vom 12. November 1816 ist dennoch eines der stadthistorischen Schlüsseldaten. Vor 200 Jahren wurde damit ein – wie wir heute wissen, dank der Wiedergründung 1994 nur vorläufiger – Schlusspunkt unter mehr als vier Jahrhunderte Kulturgeschichte von europäischem Format gesetzt. Zur Verteidigung der Preußen sei gesagt, dass die Universität 1816 nach den Wirren der napoleonischen Zeit auf einem Tiefpunkt mit nur noch einer Handvoll Studenten und Professoren angelangt war. Zudem bestand in der neuen Provinz Sachsen mit Halle eine florierende Universität, was letztlich den Ausschlag gab.

Auch den Preußen zu verdanken haben die Erfurter den gefährlich nahen Kriegslärm des Jahres 1866. Im sogenannten Deutschen Krieg fiel vor 150 Jahren die Entscheidung um die Vorherrschaft im Deutschen Bund zwischen Preußen und Österreich. Bei Langensalza besiegten die Preußen am 29. Juni unter Beteiligung Erfurter Truppen einen österreichischen Verbündeten, das Königreich Hannover. Für den Erfolg der Preußen sorgte unter anderem deren moderne Ausrüstung. Hierzu zählten die Zündnadelgewehre, die in der Königlichen Gewehrfabrik Erfurt seit 1862 produziert wurden. Noch wichtiger war die Nutzung des jungen Verkehrsmittels Eisenbahn. Mit dessen Hilfe konnte in kürzester Frist nach anfänglicher Unterlegenheit ein Ring von 40.000 Soldaten um die 20.000 Hannoveraner samt deren König Georg V. gezogen werden. (Fotos: ehem. preußisches Regierungsgebäude am Hirschgarten, Wandbild im Rathausfestsaal zur alten Universität [Alexander Raßloff])

(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine vom 24.12.2015)


> 200 Jahre Regierungsbezirk Erfurt

> 200 Jahre Schließung der alten Universität

> 150 Jahre Schlacht bei Langensalza

> 100 Jahre Hindenburg-Programm

> 750 Jahre Augustinerkloster


Siehe auch: Preußen und Erfurt, Fachtagung Geschichtsverein, Universität Erfurt, Langensalza 1866