FC Rot Weiss Erfurt

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FC Rot-Weiß Erfurt

1966 gegründeter Fußballclub mit Tradition unter verschiedenen Namen bis 1895, Heimstätte: Steigerwaldstadion

Erfolge: 1954 und 1955 DDR-Meister, 1980 FDGB-Pokalfinale, 1991 und 2004 Aufstieg in die 2. Bundesliga


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Die Wurzeln des Erfurter Fußballs reichen bis ins späte 19.Jahrhundert zurück und zwar konkret bis zum 25.05.1895 der Gründung des damaligen Erfurter Kricket Clubs. Bereits ein Jahr später nannte man sich in „Sportclub Erfurt 1895“ um. Im Gründungsjahr fand auch das 1.Fußballspiel statt, dass beim Turnverein 1860 Gotha mit 0:2 verloren ging.

Im Jahre 1900 nahm der SC Erfurt 1895 als einer von zwei Thüringer Vereinen an der Gründungsversammlung des DFB in Leipzig teil und 1904 trat man dem Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine (VMBV) bei. In diese Zeit fallen auch die ersten Erfolge im Fußball, so holte man sich zwischen 1903 und 1910 jeweils die Gaumeisterschaft von Thüringen bzw. Nordthüringen. In der Saison 1908/09 gelang dann der ganz große Wurf. Nach dem Gewinn der Thüringer Meisterschaft wurde nach Siegen über den Chemnitzer BC 99 (3:1), Dresdner SC 98 (7:2) und dem VfL Halle 96 (5:4) die Mitteldeutsche Meisterschaft gewonnen. Erfurt nahm damit an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil. Nach einem Sieg im ¼ Finale am 16.05.1909 mit 5:4 n.V. gegen Alemania Cottbus musste man sich im ½ Finale dem späteren Deutschen Meister FC Phönix Karlsruhe mit 1:9 beugen.



In der Folgezeit bis 1930 konnte zwar noch mehrfach die Gaumeisterschaft und auch die Thüringer Meisterschaft errungen werden, zu einem Sieg in der Mitteldeutschen Meisterschaft reichte es jedoch nicht mehr.

Erstaunlich die Mitgliederzahlen des SC Erfurt 1895. Hatte man um 1900 ca. 50 Mitglieder, so stieg die Zahl der Vereinsmitglieder bis 1914 auf 419 , bis 1917 auf 700 und bis 1921 auf 1.171 Mitglieder an. 1927 war der SC Erfurt 1895 mit 1.256 Mitgliedern der zweitgrößte Verein im VMBV. Bereits 1910 hatte der Verein unterhalb der Cyriaksburg auf dem Gelände der heutigen EGA einen eigenen Sportplatz der bis 1921 zum Stadion mit überdachter Tribüne (600 Plätze) ausgebaut wurde. Zum 25 –jährigen Vereinsjubiläum 1920 erschienen dann gegen den F.T.C. Budapest erstaunliche 6.000 Zuschauer (Ergebnis 1:3).

Nach der Einführung der Gauliga 1933 spielte der Verein 7 Jahre in der damals höchsten Spielklasse, aber sportliche Erfolge bleiben zunehmend aus und man musste sich häufig der starken örtlichen Konkurrenz besonders von der SpV 1902 Erfurt und vom VfB Erfurt beugen. Auf Beschluss der sowjetischen Militäradministration wurden dann nach Ende des 2. Weltkrieges im Sommer 1946 alle bürgerlichen Sportvereine aufgelöst (quasi verboten) und deren Vermögen beschlagnahmt. Ein neues Kapitel in der Erfurter Fußballgeschichte begann.

Im Sommer 1946 wurde auch der Sportbetrieb in der sowjetischen Besatzungszone, zunächst nur auf Kreisebene wieder aufgenommen. In der Stadt Erfurt wurden 5 Sportgemeinschaften gegründet – Erfurt –Nord,- West,- Mitte,- Süd und Ost, wobei die SG Erfurt –West auf dem Gelände des SC Erfurt 1895 der Cyriaksburg spielte und hauptsächlich aus Spielern des ehemaligen Sportclubs und des VfB Erfurt bestand.

Erst mit zunehmendem Erfolg der SG Erfurt-West wurde immer häufiger im Städtischen Stadion, der Mitteldeutschen Kampfbahn- heute Steigerwaldstadion gespielt. Verpasste der Verein 1948 noch die Thüringer Meisterschaft (0:2 gegen Sömmerda) , so erreicht man dieses Ziel 1949 und der Verein kam unter neuem Namen „Fortuna Erfurt“ spielend bis ins 2.Ostzonenfinale. Am 26.06.1949 verlor man im Dresdner Ostragehege vor 50.000 Zuschauern gegen die ZSG Union Halle mit 1:4 Toren. Bereits ein Jahr später , erneut unter neuem Namen „KWU Erfurt“ (Kommunales Wirtschaftsunternehmen) ,stand man erneut in einem Finale, dass wiederum verloren wurde. Am 03.09.1950 verlor man in Berlin, dass damals noch bedeutungslose FDGB Pokalfinale der DDR gegen die BSG EHW Thale mit 0:4 Toren. Auch die darauf folgende Saison wurde mit einem Finale abgeschlossen, dass wiederum verloren wurde. Nun als „BSG Turbine Erfurt“ (Betriebssport-gemeinschaft) spielend verlor man das Entscheidungsspiel um die DDR Meisterschaft in Chemnitz vor 60.000 Zuschauern gegen Chemie Leipzig mit 0:2. Aus dieser Oberligasaison stammt auch der inoffizielle Zuschauerrekord im Erfurter Stadion – kamen doch am 01.04.1951 sagenhafte 47.390 Zuschauer zum Punkspiel gegen Chemie Leipzig (1:2).

In der Saison 1953/54 gelang dann endlich der große Triumph und Turbine Erfurt konnte überlegen den DDR-Meistertitel erringen. Auch im Folgejahr nun bereits als „SC Turbine „ spielend, konnte man DDR-Meister werden und den Titel verteidigen. Leider beendeten in der Folgezeit viele erfahrene Spieler ihre Laufbahn oder verließen den Verein, auch auf Grund politischer Machenschaften der DDR-Oberen gen Westen, sodass Turbine Erfurt immer mehr ins sportliche Mittelmass der DDR-Oberliga zurückfiel.

So musste der Verein nach der Saison 1959 erstmals absteigen, was dann noch 3 mal (1964, 1966 und 1970) passierte. Zumindest wurde jedes Mal der sofortige Wiederaufstieg geschafft.

Zum Jahreswechsel 1965/66 kam es dann zu einschneidenden Veränderungen im Fußball der DDR, hatten doch die DDR Parteifunktionäre beschlossen durch die Gründung von „reinen“ Fußballclubs das Niveau des DDR-Fußballs zu heben und so wurde als einer der letzten Fußballclubs in der DDR am 26.01.1966 der FC Rot-Weiß Erfurt aus der Taufe gehoben. Offizielle fusionierte dabei die Fußballabteilung des SC Turbine Erfurt mit der Fußballabteilung der BSG Optima Erfurt zum FC Rot-Weiß Erfurt. Die beiden anderen Vereine existierten mit den restlichen Sektionen und auch Fußball im Amateurbereich weiter.


Männer der ersten Stunde


Rudi Dittrich, Harald Wehner, Klaus Reßler (vlnr) waren beim ersten Spiel drei Tage nach der Klubgründung dabei. Rot-Weiß schlug Motor Babelsberg 4:1. Dittrich und Wehner erzielten die ersten beiden Tore.

Sportlich konnte der FC Rot-Weiß Erfurt leider nicht an die früheren Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen und so wurden in schöner Regelmäßigkeit Mittelfeldränge erreicht. Ausnahmen stellten nur die frühen 80-ziger Jahre dar, wo man für kurze Zeit die Möglichkeit hatte zur Spitzengruppe des DDR Fußballs aufzuschließen, aber mehr als ein 5.Platz in der Saison 1982/83 war nicht drin. Ein internationaler Wettbewerb wurde nicht erreicht und so war man in Erfurt froh ab 1984 dreimal am Intertotowettbewerb teilnehmen zu können ( 2x wurde man Gruppensieger).

Am 17.05.1980 hatte man gegen den Erzrivalen aus Jena die Chance den FDGB Pokal zu gewinnen , stand man doch erstmals nach 30 Jahren wieder im Pokalfinale der DDR. Vor 45.000 Zuschauern im Berliner „Stadion der Weltjugend“ verloren die als krasser Außenseiter angereisten Erfurter mit 3:1 n.V. In den Reihen des Gegners standen mit Lutz Lindemann und Rüdiger Schnuphase zwei ehemalige Rot-Weiße!


Top Stürmer


Die Erfurter Stürmer konnten sich in der Saison 1982/83 zur drittbesten Sturmreihe in der Oberliga entwickeln. Großen Anteil daran hatten Busse (rechts), mit 11 Toren und Heun (links), mit 16 Toren.


Die Gründe für den sportlichen Niedergang des Erfurter Fußballs in den Jahren nach 1955 waren neben dem Weggang von sehr guten Spielern und dem Trainer Hans Carl in den Westen überwiegend in den politischen Machenschaften der DDR Oberen zu suchen. So wurden teilweise über mehrere Jahre einige DDR Vereine geradezu übermäßig gefördert und mit „Delegierungen“ von guten Fußballern gestützt. In den 50-zigern war dies zunächst der SC Wismut Karl-Marx-Stadt (Aue) , danach für ca. 5 Jahre der ZASK Vorwärts Berlin und ab ca. 1963 auch der SC Motor Jena bzw. FC Carl-Zeiss Jena, später dann noch Dynamo Dresden und der BFC Dynamo. Für die anderen DDR-Oberligaclubs, erst recht für die Betriebssportgemeinschaften, war dann nicht mehr viel an sehr guten Fußballer zu holen.

Bis zur Saison 90/91 kämpfte der Erfurter Club meist regelmäßig gegen den Abstieg und so kam der 3.Platz in der allerletzten Saison in der DDR doch völlig überraschend. Damit hatte Erfurt gleichzeitig die Qualifikation für den UEFA- Cup und für die 2.Bundesliga geschafft.

Aus dieser 2.Bundesliga stieg der Verein zwar postwendend wieder ab, aber im UEFA Cup sorgte man für Schlagzeilen. So wurde in der 1.Runde der holländische Erstligist FC Groningen mit zwei 1:0 Siegen bezwungen und auch in der 2.Runde gegen den späteren Cup-Gewinner AFC Ajax Amsterdam konnte man mit zwei Niederlagen (1:2 und 0:3) ehrenvoll bestehen. Die Erfurter waren somit als letzter Verein der ehemaligen DDR in einem Internationalen Wettbewerb vertreten.

Die folgenden 10 Spieljahre absolvierte der Verein in der jeweiligen 3.Spielklasse der Bundesrepublik ( NOFV Amateuroberliga, Regionalliga Nordost, Regionalliga Süd) und konnte dabei meist vordere Platzierungen erreichen.

Erfolgreich war der Verein besonders im Landespokal Thüringens, wo man insgesamt 6 mal im Finale stand und davon 6 mal als Sieger den Platz verlassen konnte ( 1994, 1998, 2000, 2001, 2002 und 2003). Leider folgten dann in schöner Regelmäßigkeit das Ausscheiden in der 1.Hauptrunde des DFB Pokals.

In der Saison 01/02 belegte der Verein in der Regionalliga Süd zwar den 15. Platz und wäre somit nach 1991 erneut abgestiegen, aber durch den Lizenzentzug des SSV Ulm 1846 konnte die 3. Spielklasse gehalten werden. Der Uraltrivale aus Jena kam noch 10 Punkte und 3 Plätze hinter den Erfurter in Ziel und somit spielt Erfurt seit mehr als 40 Jahren (1956) erstmals wieder eine Klasse höher als die Jenenser.


Mai 2004 - Aufstieg in die 2.Bundesliga!!! Eine ganze Region freut sich auf den bezahlten Fußball

Nach 13 Jahren Abstinenz spielt Rot-Weiß Erfurt wieder im bezahlten Fußball, und eine ganze Region steht Kopf. Was der Aufstieg in die 2. Bundesliga für Thüringen, den Verein und für Trainer René Müller persönlich bedeutet - bundesliga.de hat mit dem Coach darüber gesprochen.

Bereits nach der Hinrunde der Regionalliga Süd hatte man in Erfurt als Fünfter und mit zwei Zählern Rückstand Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen, und die Erfurter spielten sich in der Folgezeit in der Spitzengruppe fest. Da der überragende Meister der Süd-Staffel, die Amateure des FC Bayern München, nicht aufsteigen darf, reichten Platz zwei und drei für die 2. Bundesliga. Und die Thüringer bewiesen Nervenstärke: Im direkten Duell gegen den später ebenfalls aufgestiegenen 1. FC Saarbrücken löste die Truppe von Trainer René Müller am vorletzten Spieltag vorzeitig das Ticket in das Fußball-Unterhaus – die in den letzten Jahren nicht gerade vom Erfolg verwöhnte Region stand Kopf.

René Müller behält kühlen Kopf

Einer hingegen behält in dem ganzen Trubel um den Aufstieg kühlen Kopf: ‚Macher‘ René Müller stellt im Gespräch mit bundesliga.de zwar die ‚große Bedeutung für die ganze Region‘ heraus. ‚Doch man sollte damit jetzt pfleglich umgehen, wir haben schließlich lange daran gebastelt. Und das ganze Umfeld sollte nun daran mitstricken‘, so der frühere Keeper von Dynamo Dresden. Denn das Saisonziel bei den Erfurtern kann eigentlich nur Klassenverbleib heißen. ‚Warum sollte man von Sachen träumen, die unrealistisch sind? Fußball ist ein realistisches Tagesgeschäft und die Mannschaft muss sich erst in die Liga reinfinden‘, so Müller gegenüber bundesliga.de.


Müller hat dieser Mannschaft ein neues Gesicht verpasst: Zehn neue Spieler lockte der ‚Low-Budget-Klub‘ zum Nulltarif nach Thüringen und fand eine Mischung aus Erfahrung und Talent. Diese beiden Komponenten muss Müller nun zu einer Einheit formen. ‚Viel Zeit hat man ja dafür nicht‘, so Müller, der momentan noch keine Zwischenbilanz ziehen kann und will. ‚Wir haben jetzt knapp zwei Wochen hinter uns und gehen langsam in die Testspiele rein. Im Trainingslager beginnt dann erst die Endphase.‘ Der erste Test wurde am vergangenen Wochenende gegen den amtierenden Meister aus Serbien und Montenegro, Roter Stern Belgrad, zwar mit 1:3 verloren, doch dabei stand das Einspielen im Vordergrund.

'Müssen in der Region alle zusammenhalten'

Daran arbeitet auch der nach der Niederlage gewohnt kritische frühere Nationaltorhüter der DDR (‚Ein 2:2 wäre mir lieber gewesen, wer verliert schon gern?‘). ‚Die Mannschaft versteht sich gut und arbeitet schon sehr gut zusammen‘, verrät Müller gegenüber bundesliga.de. Der 45-Jährige sieht sich bei seiner ersten Profi-Trainerstation allerdings mehr im Hintergrund: ‚Natürlich ist es für mich etwas Besonderes, aber es geht nicht nur um meine Person. Hier geht es in erster Linie um die Region, denn Fußball ist ein Schild der Stadt und prägt diese nach außen.‘ Und dann kommt der Coach auf das größte Problem zu sprechen, mit dem nicht nur die Erfurter zu kämpfen haben. ‚Das Umfeld muss hier mithelfen, und zwar nicht nur die Politik, alle müssen zusammenhalten. Wir haben im Osten leider nicht die großen Geldgeber. Aue hat auf hervorragende Art und Weise vorgemacht, wie es geht. Unser Ziel muss es sein, der Vorzeigeverein der Region zu werden.‘


Zuerst kommt jedoch das Sportliche. Und hier formuliert Müller das Ziel eindeutig: ‚Überleben. Die Klasse halten.‘ Mehr zählt für Müller zunächst nicht, wie er gegenüber bundesliga.de verdeutlicht, doch in die Zukunft blickt der ehrgeizige Coach auch: ‚Wir wollen uns mit der Zeit in der 2. Bundesliga etablieren, ganz klar. Ein einstelliger Tabellenplatz wäre trotzdem schon fast zu hochgegriffen. In dieser engen Liga kann es ganz schnell nach unten gehen, wie man in der vergangenen Saison am Beispiel Lübeck gesehen hat.‘ Da führt René Müller doch lieber ein positives Beispiel an, woran sich Rot-Weiß orientieren möchte, neben den Ost-Rivalen aus Aue: ‚Die Mainzer, Anfang der 90er Jahre standen die nach ihrem Aufstieg mit einem kleinen Stadion da, haben sich in den kommenden Jahren etabliert und spielen jetzt in der Bundesliga‘, lässt Müller doch ein wenig durchblicken, wo er im Grunde hin will.

Nur das 'Überleben' zählt

Und das will René Müller mit einer einfachen Philosophie schaffen: ‚Ein Tor mehr schießen als der Gegner‘, gibt Müller zu Protokoll und fügt an, auf was es bei seiner ersten großen Traineraufgabe vor allem ankommt: ‚Man muss aus wenig Geld viel machen, denn es gibt nur erfolgsbezogenen Fußball. Auch wenn wir im Abstiegskampf eine Negativsituation hinnehmen und ausstehen müssen.‘ Auf die Frage, was er denn anders gemacht habe als seine Vorgänger in den 13 Jahren Profifußball-Abstinenz, kommt es erneut kurz und knapp: ‚Ich habe so viele Punkte geholt, dass wir aufgestiegen sind.‘ Bleibt zu hoffen, dass er auch in der kommenden Saison genug Zähler sammelt, damit der Region der bezahlte Fußball erhalten bleibt.