Emil von Sydow Perthes Verlag: Unterschied zwischen den Versionen

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(5 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 7: Zeile 7:




[[Datei:Sydow.jpg|350px|right]]Am 5. März 2016 sorgte die Exkursion des Erfurter Geschichtsvereins nach Gotha für so manchen Aha-Effekt. Bei sehr lebendigen Führungen durch die Forschungsbibliothek im Schloss Friedenstein und im neuen Perthes Forum machten selbst die in der Geschichte durchaus beschlagenen Mitglieder neue Entdeckungen. Besonders die Sammlung historischer Karten des einstigen Perthes Verlages fesselte die Teilnehmer. So konnte etwa detailliert nachvollzogen werden, wie im 19. Jahrhundert die weißen Flecken auf der Karte Afrikas gefüllt wurden. Vom Tagebuch des Forschungsreisenden vor Ort über die aufwändige Herstellung am Schreibtisch in Gotha bis hin zur gedruckten Karte lassen sich in dem modernen, erst 2015 eingeweihten Komplex in der Justus-Perthes-Straße alle Arbeitsschritte erleben.
[[Datei:SydowEmilVon.jpg|300px|right]]Am 5. März 2016 sorgte die Exkursion des Erfurter Geschichtsvereins nach Gotha für so manchen Aha-Effekt. Bei sehr lebendigen Führungen durch die Forschungsbibliothek im Schloss Friedenstein und im neuen Perthes Forum machten selbst die in der Geschichte durchaus beschlagenen Mitglieder neue Entdeckungen. Besonders die Sammlung historischer Karten des einstigen Perthes Verlages fesselte die Teilnehmer. So konnte etwa detailliert nachvollzogen werden, wie im 19. Jahrhundert die weißen Flecken auf der Karte Afrikas gefüllt wurden. Vom Tagebuch des Forschungsreisenden vor Ort über die aufwändige Herstellung am Schreibtisch in Gotha bis hin zur gedruckten Karte lassen sich in dem modernen, erst 2015 eingeweihten Komplex in der Justus-Perthes-Straße alle Arbeitsschritte erleben.


Die Forschungsbibliothek mit ihrer Perthes Sammlung gehört zur Universität Erfurt, womit sich die Exkursionsteilnehmer gewissermaßen in Gotha ganz zuhause fühlen konnten. Die Mitarbeiter hatten aber noch eine weitere Überraschung für die Gäste aus der Landeshauptstadt zu bieten. Nur wenigen dürfte bekannt gewesen sein, dass die gängige Farbgebung geographischer Karten in Erfurt erfunden wurde, und zwar von einem Militärpädagogen. Emil von Sydow wirkte von 1832 bis 1843 als Lehrer an der hiesigen preußischen Kadettenschule für die Fächer Taktik, Fortifikation, Geographie und Terrainkunde. Hierbei war er mit dem Kartenmaterial für seinen Unterricht wenig glücklich.  
Die Forschungsbibliothek mit ihrer Perthes Sammlung gehört zur Universität Erfurt, womit sich die Exkursionsteilnehmer gewissermaßen in Gotha ganz zuhause fühlen konnten. Die Mitarbeiter hatten aber noch eine weitere Überraschung für die Gäste aus der Landeshauptstadt zu bieten. Nur wenigen dürfte bekannt gewesen sein, dass die gängige Farbgebung geographischer Karten in Erfurt erfunden wurde, und zwar von einem Militärpädagogen. Emil von Sydow wirkte von 1832 bis 1843 als Lehrer an der hiesigen preußischen Kadettenschule für die Fächer Taktik, Fortifikation, Geographie und Terrainkunde. Hierbei war er mit dem Kartenmaterial für seinen Unterricht wenig glücklich.  
Zeile 13: Zeile 13:
Sydow beschäftigte sich deshalb mit dem Farbdruck für anschaulichere Wandkarten. Dabei setzte er die bis auf den heutigen Tag international üblichen Farben fest: Grün für Tiefland, Braun für Gebirge, Blau für Gewässer und Schwarz für die Beschriftung. Der Perthes Verlag war begeistert und brachte seit 1838 Karten von Sydow mit viel Erfolg heraus. Später folgten große Atlanten auch für den Schulgebrauch. Seither lernen Schüler in aller Welt die Grundlagen der Geographie nach dem System Sydow. Der Kartenpionier selbst machte große Karriere und brachte es als Geograph bis in den Generalstab der preußischen Armee unter Helmuth von Moltke. (Abb.: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 9/1887)
Sydow beschäftigte sich deshalb mit dem Farbdruck für anschaulichere Wandkarten. Dabei setzte er die bis auf den heutigen Tag international üblichen Farben fest: Grün für Tiefland, Braun für Gebirge, Blau für Gewässer und Schwarz für die Beschriftung. Der Perthes Verlag war begeistert und brachte seit 1838 Karten von Sydow mit viel Erfolg heraus. Später folgten große Atlanten auch für den Schulgebrauch. Seither lernen Schüler in aller Welt die Grundlagen der Geographie nach dem System Sydow. Der Kartenpionier selbst machte große Karriere und brachte es als Geograph bis in den Generalstab der preußischen Armee unter Helmuth von Moltke. (Abb.: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 9/1887)


''('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''' in Thürinische Landeszeitung vom 08.03.2016)''
''('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''' in Thüringische Landeszeitung vom 08.03.2016)''




Siehe auch: '''[[ErfurterGeschichtsverein|Erfurter Geschichtsverein]]''', '''[[Universität Erfurt]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[https://www.uni-erfurt.de/bibliothek/fb/ Forschungsbibliothek Gotha und Sammlung Perthes]'''
Siehe auch: '''[[ErfurterGeschichtsverein|Erfurter Geschichtsverein]]''', '''[[Universität Erfurt]]''', '''[[Militär in Erfurt]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[https://www.uni-erfurt.de/bibliothek/fb/ Forschungsbibliothek Gotha und Sammlung Perthes]'''

Aktuelle Version vom 2. Oktober 2022, 08:42 Uhr

Emil von Sydow

Der Erfinder der Kartenfarben

Der Erfurter Militärpädagoge Emil von Sydow prägte im 19. Jahrhundert das Erscheinungsbild geographischer Karten


SydowEmilVon.jpg

Am 5. März 2016 sorgte die Exkursion des Erfurter Geschichtsvereins nach Gotha für so manchen Aha-Effekt. Bei sehr lebendigen Führungen durch die Forschungsbibliothek im Schloss Friedenstein und im neuen Perthes Forum machten selbst die in der Geschichte durchaus beschlagenen Mitglieder neue Entdeckungen. Besonders die Sammlung historischer Karten des einstigen Perthes Verlages fesselte die Teilnehmer. So konnte etwa detailliert nachvollzogen werden, wie im 19. Jahrhundert die weißen Flecken auf der Karte Afrikas gefüllt wurden. Vom Tagebuch des Forschungsreisenden vor Ort über die aufwändige Herstellung am Schreibtisch in Gotha bis hin zur gedruckten Karte lassen sich in dem modernen, erst 2015 eingeweihten Komplex in der Justus-Perthes-Straße alle Arbeitsschritte erleben.

Die Forschungsbibliothek mit ihrer Perthes Sammlung gehört zur Universität Erfurt, womit sich die Exkursionsteilnehmer gewissermaßen in Gotha ganz zuhause fühlen konnten. Die Mitarbeiter hatten aber noch eine weitere Überraschung für die Gäste aus der Landeshauptstadt zu bieten. Nur wenigen dürfte bekannt gewesen sein, dass die gängige Farbgebung geographischer Karten in Erfurt erfunden wurde, und zwar von einem Militärpädagogen. Emil von Sydow wirkte von 1832 bis 1843 als Lehrer an der hiesigen preußischen Kadettenschule für die Fächer Taktik, Fortifikation, Geographie und Terrainkunde. Hierbei war er mit dem Kartenmaterial für seinen Unterricht wenig glücklich.

Sydow beschäftigte sich deshalb mit dem Farbdruck für anschaulichere Wandkarten. Dabei setzte er die bis auf den heutigen Tag international üblichen Farben fest: Grün für Tiefland, Braun für Gebirge, Blau für Gewässer und Schwarz für die Beschriftung. Der Perthes Verlag war begeistert und brachte seit 1838 Karten von Sydow mit viel Erfolg heraus. Später folgten große Atlanten auch für den Schulgebrauch. Seither lernen Schüler in aller Welt die Grundlagen der Geographie nach dem System Sydow. Der Kartenpionier selbst machte große Karriere und brachte es als Geograph bis in den Generalstab der preußischen Armee unter Helmuth von Moltke. (Abb.: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 9/1887)

(Dr. Steffen Raßloff in Thüringische Landeszeitung vom 08.03.2016)


Siehe auch: Erfurter Geschichtsverein, Universität Erfurt, Militär in Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha und Sammlung Perthes